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Herr Lave reitet ins Land hinein,
Eine schöne Jungfrau sich zu frein –
Ich reite mit, sagt Jon.
Freit die Jungfrau, tat heim sie leiten,
Ritter und Knappen entgegen ihm reiten –
Hier reite ich, sagt Jon.
Sie setzten die Braut auf die Brautbank fein,
Sie schenkten wohl Wein und Met ihr ein –
Nun trinket flugs, sagt Jon.
Sie führten die Braut da in ihr Bett,
Vergaßen zu lösen die Gürtelkett –
Das tu ich selbst, sagt Jon.
Herrn Jon verschloß die Tür mit Macht:
Sagt nun Herrn Lave gute Nacht –
Ich liege hier, sagt Jon.
Ein Bote trat bei Herrn Lave ein:
»Herr Jon schläft bei der Jungfrau dein« –
Das tu ich, sagt Jon.
Herr Lave stößt an die Tür mit Braus:
»Steh auf, Herr Jon, und komm heraus« –
Ich tus nicht, sagt Jon.
»Läßt du mein Braut in Frieden nicht,
So bring ichs vor des Königs Gericht« –
Das tu nur, sagt Jon.
Am Morgen, als es wurde hell,
Herr Lave reitet zum König schnell –
Ich will mit, sagt Jon.
»Ich hab gefreit eine Jungfrau mir,
Herr Jon hat zuerst geschlafen bei ihr« –
Das tat ich, sagt Jon.
Habt ihr beide lieb die Jungfrau so sehr,
So sollt ihr brechen um sie den Speer –
So sei es, sagt Jon.
Beim ersten Ritt, den geritten sie,
Herrn Jons Roß niederfiel aufs Knie –
Das macht nichts, sagt Jon.
Beim zweiten Ritt, der geritten ward,
Herr Lave fiel zur Erde hart –
Da liegt er, sagt Jon.
Herr Jon zu seiner Feste geht,
Die Jungfrau an der Pforte steht –
Du bist mein, sagt Jon.
Nun hat er überwunden den Harm,
Nun schläft er in seiner Jungfrau Arm –
Mein bleibt sie, sagt Jon.
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