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Einer der genialsten Dichter Spaniens, wie Lope durch große Fruchtbarkeit ausgezeichnet, geboren zu Madrid.
(Aus dem Zyprianus – Magico prodigioso – Akt 1, Szene 2.
Übertragung vom Herausgeber, Regensburg. J. Habbel, 1914.)
Clarin. Anbetungswürdige Livia!
Moscon. Livia!
Clarin. Hier sind wir, deinen Spruch zu hören.
Livia. Was gibts? Müßt ihr mich immer stören?
Clarin. Du kennst, holdseligste Olive,
Von unserm Hiersein die Motive
Und weißt, daß wir dich beide lieben.
Nichts hält uns länger, ein Duell
Nur für ein Stündchen aufzuschieben.
Doch daß ein Mord nicht Auf sehn mache
Hier in der Stadt, entscheide schnell
Für einen dich in unserer Sache.
Livia
(tritt zwischen beide, jeden bei der Hand ergreifend).
O Gott, wie macht ihr zwei mich leiden,
Wie hat mir schier das Herz gebrochen,
Was ihr vom Zweikampf da gesprochen.
Nicht hält es schwer, mich zu entscheiden,
Statt mit der Lösung mich zu quälen.
Was soll ich denn nur einen wählen?
Mit einem wird man stets betrogen,
Und da ich beiden gleich gewogen
Und da mein liebend Herz sehr weit,
Nehm ich euch zwei zu gleicher Zeit!
Clarin. Du willst gleich zwei auf einmal nehmen?
Moscon. Und glaubst dir dieses zuzutrauen?
Livia. Ich werd den Bissen schon verdauen,
Man muß sich ihm nur anbequemen.
Moscon. Wie war das möglich? Laß doch schauen.
Livia. Einfältige Frage – heute bleibe
Ich dir und morgen jenem treu!
Moscon. Das ist unfaßlich mir beileibe!
Livia. Ist dieser Vorschlag denn so neu?
Ich liebe euch alternative!
Clarin. Alternative?
Moscon. Unbegreiflich!
Clarin. Erklär uns näher dies, Olive!
Livia. So hört und überlegts euch reiflich:
Ich wechsle täglich meinen Sinn
Und geb heut dir und morgen dir mich hin!
(Läuft lächelnd ab.)
Moscon. So wähl ich gleich den heutigen Tag!
Clarin. Der morgige wird länger währen,
Drum magst du dich für heut erklären!
Moscon. Heut schlägt mir ihres Herzens Schlag,
O teuerste Alternative,
Wie gern an jedem zweiten Tag
Bin ich dein treuer Rezidive!
Ich komme schon –
(will ab).
Clarin (ihn festhaltend). Mein Herr, ein Wort!
Moscon
(mit drohender Gebärde).
Was gibts? Wollt Ihr mich hindern? Fort!
Gehts nicht im Guten, gehts im Bösen!
Clarin
(sich feige zurückschleichend).
Nur dies vernehmt: Schlag Mitternacht
(Habt Ihr Euch dies schon recht bedacht?)
Erschein ich, um Euch abzulösen!
(Beide ab.)
Dasselbe
Clarin. O Livia, einziges Olivchen,
Umarme dein Alternativchen!
Mein Herr sitzt dort in tiefem Grübeln
Und hört und sieht uns nicht –
Drum wirst du mir die Sehnsucht nicht verübeln,
Zu küssen dein holdseliges Angesicht!
Livia. Geduld! erst muß ich überlegen,
Ob dirs gebührt von Rechtes wegen.
Bei deinem Überhasten
Könnt ich die Seele mir zu schnell belasten.
(An den Fingern zählend.)
Montag ja und Dienstag nein,
Mittwoch ja –
Clarin. Es gibt kein Irren!
Livia. Still! du darfst mich nicht verwirren,
Denn ich muß erst sicher sein!
Donnerstag ist Moscons Stichtag,
Freitag – ist das heute?
Clarin. Ja!
Heut ist meiner Liebe Richttag!
Livia. Küsse mich!
Clarin. O Livia
Tausendmal umarm ich dich,
Tausend Male küß ich dich –
Moscon
(hat sich nach stummem Spiel inzwischen genähert und tritt jetzt dazwischen).
Herzenskönigin, Ihro Gnaden,
Euch zu sehen, wie Clarin
Ihr versteht ans Herz zu ziehn,
Dies zu merken, kann nicht schaden.
Denn wie diesen Ihr geküßt,
Ihr mich morgen küssen müßt!
Livia. Euer Argwohn tut mir weh!
Jupiter verhüte je,
Daß ich frevelnd mich erdreiste
Und Euch nicht Genüge leiste;
Jeder soll von euch mich preisen,
Daß ich treu zu Werke geh –
Morgen werd ichs Euch beweisen!
(Lachend ab ins Haus.)
Clarin. Hütet Euch, daß ichs nicht seh!
Moscon. Wie? kann Euch dies peinlich sein?
Könnt es jemals mich verdrießen,
Seh ich wen die Gunst genießen
Eines Mädchens, das nicht mein?
Clarin. Freilich nicht!
Moscon. Drum, wie ich sage,
Küsset Ihr an Euerm Tage,
Und an jenem Tag, der mein,
Laßt mich froh bei Livia sein!
Dasselbe
Moscon. Du weinst, mein Herz; was macht dir Sorg
Livia. Ich weine um mich! Und fragst du noch?
Du warst heut den ganzen Tag verborgen
Bei mir, und ach! ich liebte dich doch,
Wo heute der Tag Clarins gewesen.
Moscon. Hast du auch recht im Kalender gelesen?
Livia. Bin ich denn solch ein treulos Weib,
Daß ich aus bloßem Zeitvertreib
Was recht ist und billig nicht ermäße
Und ein Jahr lang den andern vergäße?
Nein, ich will ehrlich und treu verbleiben,
Und will das Halbjahr gut ihm schreiben.
Und weil ich ihn heut einmal vergaß,
Und an seinem Tage dein Herz besaß,
So mußt du jetzt zwei Tage pausieren,
Daß wir den Verlust ihm kreditieren –
Doch meine Sünde bleibt unverzeihlich!
Livia. Leb wohl –
(als sie Moscon umarmen will)
nein, heute gibts keinen Kuß,
Weil ich um Clarin heut fasten muß.
Doch übermorgen laß dich blicken –
(läuft lächelnd ab)
Daß ich nicht erst nach dir muß schicken!
Schlußszene
Moscon. Wie zufrieden gehn die beiden
Doch zum Tode.
Livia. Nun, wir drei
Bleiben viel zufriedner leben!
Clarin. Nicht so sehr, denn zu entscheiden
Bleibt ein Streit noch!
Livia. Welcher Streit?
Clarin. Ich blieb volle zweiundfünfzig
Wochen ferne dir, o Livia,
Moscon war ununterbrochen
Dein Gemahl. Um auszugleichen
Diesen Nachteil bist du also
Jetzt ein ganzes Jahr die Meine!
Livia. Nein, mein Lieber, treu gefastet
Hab ich stets an deinen Tagen.
Moscon. Ja, und ich bin dessen Zeuge!
Jeden Tag, der dir gebührte,
War sie gegen mich verschlossen.
Clarin. Euer beider Rechnung stimmt nicht.
Als ich heute wieder eintraf,
Fand ich sie in deinen Armen.
Livia. Heut war er Alternativus!
Clarin. Richtig, denn vor einem Jahre,
Grade heut, traf mich die Reihe.
Moscon. Klar, mein Freund, ist dieser Irrtum.
Denn weil dieses Jahr ein Schaltjahr,
Bleibt die Zahl der Tage gleich!
Clarin. Schön, ich geb mich dann zufrieden,
Denn es soll der Mensch nicht alle
Rätsel zu ergründen suchen.
*