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Siebentes Buch. Volkslieder aus fremden Sprachen

Morgen liebe, was auch nimmer
Noch geliebet hat zuvor!
Was geliebt hat längst und immer,
Lieb auch morgen nach wie vor!

Bürger (1773)

 

Ägypten

 

Liebeslieder

 

1.

Die Liebste ging vorbei, hat Scherbet mir gebracht,
Berauschen wollen wir uns in Wein die halbe Nacht.
Ich schwörs, kommt die Geliebte wieder her,
Vollbring ich Taten, die Antar nicht vollbracht!

O Maid! Die Ärmchen zeigt dein seidnes Hemd zerrissen,
Um deiner Augen Schwarz wir für dich fürchten müssen.
Berauschen möcht ich mich und deine Wangen küssen
Und Taten vollbringen, die Antar nicht vollbracht!

Sie geht vorbei, und füllet den Ardschili,
Und Rosenwasser ist darin. Fast will es scheinen,
Arglistiger Plan steckt in dem Sinn der Kleinen;
Wann spricht sie zu mir: komm, laß Liebesrausch uns einen?

Mein Jammern durch die Nacht währt bis zu Morgens Helle
Um sie, die stahl mein Herz, die einsame Gazelle!
Ich schwörs, kommt meine Liebste hier zur Stelle,
Vollbring ich Taten, die Antar nicht vollbracht!

O, Träne meines Augs, was zog ich auf die Wangen?
Sie spricht: Der Liebsten Fernsein mehret dein Verlangen.
O Schönste! übe Gnad an dem, der ganz gefangen;
Erblinde der, der kalt sieht deiner Augen Pracht!

O Dunkelfarbige! mit zwei weißen Rosen!
Durchdüftet ist mein Lieb jedwede Festesnacht!
Ich schwör es, kommt sie heut mit mir zu kosen,
Vollbring ich Taten, die Antar nicht vollbracht!

 

2.

Hervor o Lust, hervor o Lust,
Daß ich in Wonne mich versenke!
Bei Gott, von Lieb bin ich entzündet,
Den Liebenden kein Tadel kränke!

O Scheich der Araber, o Seyid,
Nur einmal meiner Liebe diene!
Kommt heut die Liebste zu mir, mach ich
Den Kaschmir ihr zum Baldachine.

Die Schöngestaltete senkt mich in Not,
Die schwarzen Augen meiner Schönen.
Aus Liebe für sie sing ich dies Lied –
Es wächst der Wahnsinn mit den Tönen.

Die Schar der Tadler sich vereint,
Mich von der Liebsten fern zu halten.
Bei Gott, die Äuglein laß ich nicht,
Und wenn sie mich in Stücke spalten.

Auf! daß in Lieb wir uns berauschen,
Im Schatten des Jasmins uns ruhn,
Den Pfirsich von der Mauer pflücken;
Weiß doch um uns kein Tadler nun.

O ihr, ihr Töchter all von Kairo,
Mit köstlich reichem Schmuck ihr pranget:
Ihr traget den Schatech von Perlen,
Kiladeh auf den Brüsten hanget.

O Töchter, Alexandriens, reizend
Auf Teppichen schreiten eure Füße!
Ihr tragt den Kaschmirschal von Lama,
Und euer Mund hat Zuckers Süße.

Ihr Schönen, fürchtet Gott! erbarmet
Euch derer, die die Lieb bedränget.
Die Lieb zu euch hat Gott verordnet,
Hat sie auch über mich verhänget.

(Nach Talvj)

*


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