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Freud und Lust hat diese Welt
Viel und oft mir aufgehellt,
Grüne Gärten, Wiesen, Feld,
Blatt und Blüt im Frühlingsschein
Unterm blauen Himmelszelt
Mit der Vögel Melodein.
Doch ob Schnee, ob Regen fällt,
Meinen Sängerbusen schwellt
Nur der Liebe Gott allein.
Freilich mir nicht mißgefällt
Sonne, die die Welt erhellt,
Lied des Vogels, das durchgellt
Garten und Gebüsch und Hain,
Da so hold umstrickt mich hält
Allerschönstes Jungfräulein,
Und in ihr ans Licht gestellt
Ist, was nur der Erdenwelt
Wert und Reiz vermag zu leihn.
Doch, obgleich die ganze Welt
Mir so lieblich ist erhellt,
Zweifl ich, wies mit mir bestellt.
Sollt es nur Betörung sein?
Hätte Hoffart mich geschwellt?
Wär es Wahrheit ohne Schein? –
Nie, seitdem ich auf der Welt,
Hat sich Lust mir so gesellt,
Fern von aller Qual und Pein.
Ihre Schönheit hat die Welt
Und ihr Wert mir süß erhellt;
Besser ists um mich bestellt,
Wenn durch sie ich leide Pein,
Als wenn sich mir zugesellt
Andrer Frauen Liebesschein.
Sklave, den im Bann sie hält,
Werd ich mehr, wenns ihr gefällt,
Als all andre Männer sein.
Drum es noch ins Ohr mir gellt,
Was ich lust- und schmerzgeschwellt
Hört, als lieblich wir gesellt,
Und es mußt geschieden sein.
Denn sie sprach: Beim Heil der Welt,
Kehre schnell, Geliebter mein!
Drum kehre ich, wenn sies bestellt,
Da sie einzig mir gefällt,
Und mir schmeckt ihr Kuß allein.
(Kannegießer)
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