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Martin Schäfer: geb. 1890

 

Nietzsche

Daß du mich recht verstehst,
So sprach zu Kunz Herr Schmidt,
Wenn du zum Weibe gehst,
So nimm die Peitsche mit.

Kunz tat, wie ihm gesagt,
Und schwang die Peitsche kühn.
Doch ach, Gott seis geklagt,
Sein Weib verprügelt ihn.

Man sieht, daß Theorie
Und Praxis zweierlei,
Und daß Philosophie
Nicht immer einwandfrei.

 

Es gibt ein Glück

Steht das liebe schlanke kecke
Herzensmädel an der Ecke
Bei der großen Straßenuhr.
Wie die Wunderaugen gucken,
Wie die Trippelfüßchen zucken!
Himmel auch, wo bleibt er nur?

Da – ein Seufzer voll Entzücken –
Kommt mit leicht gebognem Rücken
Endlich der Primaner vor.
Langen Schrittes, halb verlegen,
Halb schon männlich-kühn, verwegen
Schief die Mütze auf dem Ohr.

Tief Verbeugen, gnädig Nicken,
Dann ein In-die-Augen-blicken,
Und das Köpfchen fliegt zurück;
In süßtraulichem Geflüster
Taucht man in der Straße Düster ...
Herrgott, ja, es gibt ein Glück!

 

Sieben Jahre

Sieben Jahre diente Jakob
Um die Rahel, sieben Jahr;
Und es will mich fast bedünken,
Daß es etwas reichlich war.
Dennoch, wenn ichs recht bedenke,
In der Liebe Seligkeit
Sind so sieben kleine Jährchen
Eine kurze Spanne Zeit.

Mädel, sieben lange Jahre
Mußt du warten noch auf mich.
Nach der kurzen Zeit, mein Mädel,
Willst du mich, dann nehm ich dich.
Rahel hat ja auch gewartet,
Bis ihr Jakob nicht mehr Knecht. –
Was so alte Juden können,
Nicht du? können wir erst recht!

*


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