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Tibull (Albius Tibullus): um 55 – 18 v. Chr.

Berühmter römischer Elegiker, aus wohlhabendem Rittergeschlecht, das in den Bürgerkriegen einen großen Teil seines Vermögens verlor. Als er von den Feldzügen nach Asien unter Messala, seinem Gönner, zurückkehrte und seine Geliebte Delia (Planta) an einen reicheren Bewerber verheiratet fand, starb er (bald nach Vergil) aus Gram über diese Untreue.

 

Wünsche für den Geliebten

Schone den Jüngling mir, der du auf Triften der Feldflur
Oder im Düster des Walds, reißender Eber, verweilst.
Wetze mir nicht zum blutigen Kampf die schrecklichen Hauer.
Amor, wahre den Freund treu mir vor jeder Gefahr.
Aber es reißt ihn Diana dahin zur fröhlichen Jagdlust.
Treffe das Wetter den Wald, treffe die Rüden der Tod!
Welch ein rasend Beginnen, die Wildnis droben am Berghang
Rings zu umspannen, bis daß blutend erschlaffe die Hand?
Welch ein Vergnügen, in Höhlen das arglose Wild zu beschleichen,
Daß an Dorn und Gestrüpp blutig der Schenkel sich ritzt?
Und doch, wärs mir vergönnt, mit dir, Cerinthus, zu schweifen,
Trüg über Berg und Tal gern ich die Netze dir nach.
Ja, ich würde die Fährten des flüchtigen Hirsches verfolgen,
Würde vom Halse des Hundes lösen den eisernen Ring.
Dann erst wäre der Wald mir lieb, wenn tadelnd man sagte,
Daß vor den Netzen ich dir, Teurer, im Arme geruht.
Käme dann auch ein Eber ins Garn, wir ließen ihn laufen,
Denn er störte die Luft, die uns so stürmisch vereint.
Nun, da du fern, bleib Venus auch fern; du pflege Dianens
Keusches Gebot und keusch nimm ihre Netze zur Hand.
Sollt ein anderes Mädchen dir heimlich ins Herze sich drängen,
Sei der zerfleischende Zahn hungrigen Wildes ihr Los.
Doch du lasse dem Vater die Lust, im Walde zu jagen.
Komm, rasch kehre zurück an mein verlangendes Herz.

(J. Mähly)

*


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