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Es liebte der Student zu seinem Schaden
Ein Weibchen, deren Gatte, von der Schar
Der Isispriester, lebt in hohen Gnaden.
Sie hatt ein frisches, volles Wangenpaar
Und war mit Reiz und Anmut reich beladen.
Doch kälter, als Bootes Bärin war,
Erwies sie immer sich dem armen Schüler:
Drum ließ er ab und ward ein wenig kühler.
Er ehrte sie als Heilige sonder Tadel,
Weil sie so oft zum Isistempel kam.
Kein Beispiel gabs, daß sie nur eine Nadel,
Nur einen Nadelkopf von jemand nahm;
Und oft beschwor sie es mit stolzem Adel,
Kein Gut, kein Reich mach ihr die Tugend zahm,
Die sie allein in diesem Leben schätze;
Nichts andres sei, das sie in Sorgen setze.
Zum Hause dieser Schönen rasch entschlossen
Eilt der Student nunmehr bei dunkler Nacht;
Doch findet ihr Gemach er unverschlossen.
Er tritt hinein, ein wenig unbedacht,
Und sieht sie dort von einem Mann umschlossen,
Der in des Sultans Haus die Wirtschaft macht.
Der Mann geht weg, der Schüler bleibt noch weiter;
Und sieh! nicht lange währts, so kommt ein Zweiter.
Des Kochs Gehilfe war der zweite Buhle,
Allein des Hofkochs; und er brachte der
Ein halbes Rind zum Lohn für dies Gebuhle.
Was sag ich noch? Der Platz blieb niemals leer;
Noch zwanzig andre kamen in die Schule,
Und jeder brachte minder oder mehr.
Doch was zumeist den Schüler lachen machte
(Und sicher hatt er Ursach, daß er lachte):
An jeder Tür, an jeder Fensterscheibe,
Auf jeder Treppe standen Diener, Fraun
Und hielten Wache bei dem argen Weibe,
Um nach des Priesters Heimkehr auszuschaun.
Denn sicher zog er ihr das Fell vom Leibe,
(O seht die dummen Gimpel, die ihr traun!)
Wenn er den mindesten Verdacht nur hätte,
Daß sie befleckt sein heiliges Ehebette.
Drum glaubten nun die arg betrogenen Gäste,
Sie äßen leckern Schmaus in guter Ruh,
Fasan und Rebhuhn, kurz das Allerbeste.
Und doch kam ihnen nur der Abfall zu
Und sie verschlangen schlecht gekochte Reste
Vom zähen Sterzfleisch einer alten Kuh.
Denn eine Frau, wenn sie in einem Falle
Erst Fleisch verkauft, verkauft es bald an alle.
Am Ende sieht der Bursch den Priester kommen.
Der sich zu Bette legend herzlich lacht
Und seine Frau befragt, ganz unbeklommen:
»Wie vielem Hofvieh hast du diese Nacht
Die Keckheit und den Übermut benommen?«
Und sie: »Ich habe sie gar arg bedacht
Und sie so ausgesetzt, daß, sollt ich meinen,
Nicht alle morgen abend hier erscheinen.«
»Ja,« spricht er, »du verstehst dich drauf, ich glaube!
Doch sage mir, was man zum Lohn dir bot?« –
»Des Sultans Page gab mir eine Haube,
Der Bäcker einen großen Korb mit Brot,
Der Schaffner manches Huhn und manche Taube,
Der Mundschenk Wein, zwei Fäßchen, weiß und rot;
Der Haushofmeister, mir zur Herzensweide,
Ein zierlich Körbchen mit dem schönsten Kleide.
Von allen andern ließ ich Geld mir reichen;
Doch müde bin ich und bedarf der Ruh.« –
»Schlaf,« sprach der Gute mit dem Hörnerzeichen,
»Denn du bist wahrlich eine brave Kuh;
Und wollte Gott, ich hätte zwei dergleichen!«
So sprechend, schloß auch er die Augen zu;
Und der Student, den dies erstaunt, empörte,
Glaubt kaum, was er erblickte, was er hörte.
*