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Soll zu Toledo geboren sein. Es folgt hier ein drolliger Monolog der Zofe Beatriz über den Wert der Liebhaber aus dem Lustspiel Ehre geht vor Eifersucht – Donde hay agravios no hay zelos – Akt 3, Szene 9.
Schon kam die Señora Nacht,
Vielgerühmt als aller Schatten
Mutter, so verschlossen wie die
Studiensäle Salamankas.
Donna Anna und Inés
Plaudern draußen seit zwei Stunden.
Ich allein, ich habe niemand,
Dem ich kann mein Leiden klagen:
Drum greif ich zum Monologe,
Ob mir gleich kein Stück bekannt ist,
Wo der Zofe man gestattet,
Einen Monolog zu halten. –
Diesen Diener, diesen flämischen
Kerl, so hübsch und drall gewachsen,
Schätz ich, weil er bäurisch ist.
Mir gefällt sein arrogantes
Wesen, und ich denk ihn mir
Etwas locker und Bramarbas.
Solchen Eisenfresser zieh ich
Unbedingt vor all den andern.
Hol der Kuckuck doch die Weiber,
Die nach sanften Lumpen schmachten!
Was soll mir so ein Halunke,
Der vom Morgen bis zum Abend
Bloß nach seiner Taille sieht,
Und wohl gar auf den Gedanken
Kommt, er huldige dir genug,
Falls er dir erlaubt zu schwatzen.
Nein, da lob ich mir den Wütrich,
Der beim Eintritt flucht: »Was machst du?« –
Was soll ich nachts um zehn Uhr
Machen, als hier auf dich warten?
»Hatt ichs Warten nicht verboten?«
Nun, was sollt ich machen? – »Schlafen!«
Und sofort erlaubt er sich,
Hart am Kehlkopf mich zu packen
Fünf-, sechsmal – warum denn nicht?
Was, du willst dich unterfangen,
Nur ein Haar mir anzurühren?
»Hörst du?« – Ja. – »Das Maul gehalten!
Rat ich.« – Wie, im eignen Hause
Soll ich nicht zu reden wagen? –
»Daß wir nicht dem Satan eine
Supp einbrocken!« – Brocken schaffen
Ist die Kunst, die du nicht kannst! –
Schließlich dann mit vieler Grazie
Appliziert er mit den Fäusten
Mir den schönsten Prügelhagel.
So ein Mann, das ist mein Leben! –
Doch nun zu der andern Rasse.
Horch, da klopft das Zuckerpüppchen.
Wer ist draußen? – »Ich, so mach doch
Auf.« – Er tritt herein. Zum Spiegel
Ist sein erster Gang vor allem:
Jetzt will sich die Dame ihm
Nahn, will ihn vielleicht umarmen,
Doch er spricht: »Um Gott, behutsam!
Schone den gestärkten Kragen!«
Kann man solche Memmen lieben,
Ihr Geschwätz geduldig tragen?
Da doch billig jede Frau
Einen Liebling könnte haben,
Der sie tüchtig malträtiert,
Nicht solch einen faden Lappen!
Püffe, die à tempo kommen,
Wenn ich soll die Wahrheit sagen,
Schmecken in der Tat mir besser,
Als Rebhühner und Fasanen!
(Aus dem García del Castañar – Außer meinem König keiner! Akt 1, Szene 6nd Akt 2, Szene 14 zwischen Teresa und Bras, Diener und Dienerin.)
1.
Bras. Schnäbeln dort sich die zwei beiden
Wie die Täubchen nach der Kunst,
Mach ichs auch so mit Vergunst (küßt sie).
Dein Gesichtchen mag ich leiden
Ganz verdammt seit vierzehn Tagen.
Teresa. Und auch du kannst mir behagen.
Bras. Weißt, was mir behagt vor allen?
Teresa. Nun und was?
Bras. Ich will dirs sagen:
Damals ging ich in die Schlingen,
Als mit dir am Bach ich stand
Und dir lieh hilfreiche Hand,
Tafeltücher auszuwringen.
Und als sie gewrungen waren,
Sagte einer der Studenten:
Also pflegten Assistenten
Mit Parteien zu verfahren.
Kurz, ich habe dich so lieb,
Wie ein Wuchrer liebt das Leben
Des, der Pfand ihm sollte geben,
Und ihm sein Gehalt verschrieb.
2.
Bras. So soll der und jener leben!
Teresa. Wer soll leben, lieber Bras?
Bras. Ach, in mir lebt Barrabas,
Bis der Pfaffe uns gegeben
Seinen Segen zu der Ehe.
Denn, womit ein Ehemann
Sich das Herz erleichtern kann,
Das bringt andern Höllenwehe.
Teresa. Und was wäre ...?
Bras. Nichts als das:
Liebt und mehret euch, habt euch gern!
Teresa. Das heißt Arbeit in des Herrn
Weingehege, lieber Bras.
*