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Volkslieder
Drei Stieg und zehn sind ihrer von uns,
Arme alte Jungfern!
Drei Stieg und zehn sind zusammengestellt,
Im Beutel keinen Pfennig Geld,
Lahm, blind und trostlos auf der Welt,
Arme alte Jungfern.
Hart ists, daß uns will niemand frein,
Arme alte Jungfern!
Wir müssen schlafen im Bett allein,
Läßt keiner Tröstung angedeihn
Armen alten Jungfern.
Wir sind so willig doch gesinnt,
Arme alte Jungfern!
Ob denn kein einziger Mann sich findt,
Erbarmt sich unser, lahm und blind,
Armer alter Jungfern.
O, würde jede von uns Braut,
Arme alte Jungfern!
Wir sängen wie die Vöglein laut,
Wenn einer würd uns angetraut
Armen alten Jungfern.
Wir wollen hin zum König gehn,
Arme alte Jungfern!
Der muß mit Männern uns versehn,
Der muß uns für die Folgen stehn,
Armen alten Jungfern.
Ei, hüt dich vor den Leuten!
Benimm dich schicklicher mit mir,
Küß mich nicht vor den Leuten!
Es hätte mich nicht sehr gestört,
Sobald es niemand sah und hört,
Und gern wär dir mein Kuß gewährt,
Doch nur nicht vor den Leuten!
Was auch mag sein,
Wenn wir allein,
Doch niemals vor den Leuten!
Gewiß, ich bin mit dir so gut,
Wie jedes treue Mädchen tut,
Doch sei mir immer auf der Hut,
Mein Liebster, vor den Leuten.
Sonst küß ich dich
Mein Lebtag nicht,
Absonderlich vor Leuten!
Bedenke nur den ewigen Schwatz,
Vor jedem Haus, an jedem Platz,
Um nichts als einen einzigen Schmatz,
Gegeben vor den Leuten!
Ja, hüt dich fein,
Niemals zu sein
Im Munde von den Leuten!
Du sprichst, ich hab ein hübsch Gesicht,
Das mag wohl sein, mich kümmerts nicht;
Allein, bedenke deine Pflicht,
Und hüt dich vor den Leuten,
Und treibe nicht
Mir ins Gesicht
Das Blut vor allen Leuten!
Du sagst, gar lieblich sei mein Mund,
Mein Schatz, du treibst es gar zu bunt,
Tust jeden Augenblick es kund,
Du Böser, vor den Leuten.
Zur rechten Zeit
Bin ich bereit,
Doch niemals vor den Leuten!
Doch liegt dir gar zu viel daran,
Daß mich dein Mund stets küssen kann,
Schaff dir vom Pfarr Erlaubnis an,
Heirat mich vor den Leuten!
Und ich bin dein,
Ein Fleisch und Bein,
Dann küß mich – vor den Leuten!
(Nach Wolff)
Hänschen sprach zu Hannchen: »Hannchen, willst es tun?« –
»Nimmermehr,« sprach Hannchen, »laß das Ding nur ruhn.
Und gälts mein Heiratsgut, dich möcht ich doch nicht frein.« –
»Wies beliebt,« sprach Hänschen, »kannst es lassen sein.
Ich hab Geld und Gut, ich hab Land genug,
Ich hab sieben Ochsen, die gehn dort im Pflug.
Dort im Pfluge, siehst du sie? Dort am grünen Rain,
Wenn du mich nicht haben willst, laß es ruhig sein!
Ich hab Haus und Hof, Kuh-, Schweinstall und Scheuer,
Einen Schober vor der Tür und drin ein lustig Feuer,
Und ein breites Bett, drin wollen wir lustig sein –
Doch wenn du mich nicht nehmen willst, dann schlaf ich allein.«
Hannchen sprach zu Hänschen: »Unter uns gesagt,
Willst du es so gerne, mir es auch behagt.
Bist ein hübscher Bursche, ich ein Mägdlein fein;
Besser doch du nimmst mich, und schläfst nicht allein!«
Der blonde Bursche saß auf dem Hügel dort,
Rief: Melk die Kühe und laß keine fort!
Und als sie melkte, da sang sie darein:
Mein Mann soll der blonde Bursche sein. –
Das Wetter ist kalt und dünn ist mein Kleid,
Die Kühe sind alle gemelkt zur Zeit;
Sie wollen nicht in die Ställe hinein,
O, blonder Bursche! erbarm dich mein!
Die Hausfrau rief: Komm, Jenny, geschwind,
Und mache Käse und Butter, mein Kind! –
Und geht auch Butter und Käse zugrund,
Mit dem Liebsten verspiel ich ne halbe Stund.
Wir machten die halbe Stund gern zu drein,
Denn mein Mann soll der blonde Bursche sein!
(Nach Wolff)
Hat mein Liebweibchen Lust zu gehn
Zur Stadt in dieser Zeit,
So bring ich in einen Laden sie,
Kauf ihr ein neues Kleid.
Doch wenn Liebweibchen sparsam tut
(Ich warte drauf im Stillen!)
Und spricht: »Das alte ist noch gut,«
So laß ich ihr den Willen.
Hat mein Liebweibchen Lust zu gehn
Zu einem Staatsbesuch,
Seh ich mich nach einem Wagen um,
Denn deren gibts genug.
Doch spricht Liebweibchen mit sparsamem Sinn
(Ich warte drauf im Stillen!):
»Ich geh zu Fuße lieber hin,«
So laß ich ihr den Willen.
Schenkt einen Sohn Liebweibchen mir,
Sie scheint mir so gesinnt,
Besorg ich Wein und Kuchen gleich
Und eine Amme fürs Kind.
Doch hat Liebweibchen zu sparen Lust
(Ich warte drauf im Stillen!)
Und spricht: »Ich geb ihm selbst die Brust,«
So laß ich ihr den Willen.
(Nach O. L. B. Wolff)
An dem letzten Pfingstsonntag,
Pfingstsonntag, ein schöner Tag,
Ralph und die lustige Phillida,
Phillida, willkommen da,
Trafen sich in den Schoten.
Beim Gespräch die Stunden fliehn,
Er liebt sie, sie liebt ihn;
Gelegenheit macht Herzlichkeit,
Denn sie hatten Zeit,
Sich ihr Herz auszuschütten.
Doch des Schicksals Grausamkeit,
Grausamkeit macht sich breit.
Denn, o weh! Herr Domine,
Jemine, Jomine,
Kommt einhergeschritten.
Ihm beicht die Familie,
Lügen straft er schwer, mit Weh –
Da er macht Homilie,
Milie, Milie,
Laufen beide sehr.
Laufen heim. Kaum sieht er das,
Schimpft er ohne Unterlaß.
Eilt im Saus in das Haus,
Schreits heraus, schwatzt es aus
Dieses Ungefähr.
Retten will Ralph Phillida,
Phillida, willkommen da.
Aber Ralph, Gott seis geklagt,
Seis geklagt und seis gesagt,
Wird fortgejagt.
Gotts Wort! schreit der Domine,
Jemine, Jomine!
Soll ein Schelm mich hintergehn,
Wie gewiß schon oft geschehn,
Das will ich doch sehn!
Ich dien der Familie,
Daß ich dies nicht wiederseh!
Les euch die Homilie,
Milie, Milie,
Täglich dreimal vor!
(Nach Wolff)
Unser Hausherr kam des Abends heim
Im Sternenschein,
Und da sah er ein gesattelt Pferd,
Wo kein Pferd sollte sein.
Wie kam das Pferd hierher
Was soll es hier?
Wer brachte das Pferd hierher
Ohn Erlaubnis von mir?
Ein Pferd? sprach sie,
Ja, ein Pferd, sprach er. –
Du alter dummer Kerl,
Blind mußt du sein!
Es ist ja eine Milchkuh,
Die schickte die Mutter mein.
Eine Milchkuh? sprach er,
Eine Milchkuh, sprach sie. –
Weit bin ich geritten
Und viel hab ich gesehn,
Doch ein Sattel auf einer Milchkuh –
Das ist mir noch nicht geschehn!
Unser Hausherr kam des Abends heim
Im Sternenschein,
Und sah ein Paar Reitstiefel,
Wo keine sollten sein.
Was ist das, Frau?
Was seh ich hier?
Wie kamen hierher die Stiefel
Ohn Erlaubnis von mir?
Stiefel? sprach sie.
Ja, Stiefel, sprach er. –
Schäm dich, du alter Trankopf,
Was siehst du denn nur hier?
Das sind ja ein Paar Fässer,
Der Böttcher schickte sie mir.
Fässer? sprach er.
Ja, Fässer, sprach sie. –
Weit bin ich geritten
Und viel hab ich gesehn,
Doch Fässer mit langen Sporen –
Das ist mir noch nicht geschehn!
Unser Hausherr kam des Abends heim
Im Sternenschein,
Da sah er einen Degen stehn,
Wo kein Degen sollte sein.
Was soll das heißen, Frau?
Was steht denn hier?
Wie kam der Degen her
Ohn Erlaubnis von mir?
Ein Degen? sprach sie.
Ja, ein Degen, sprach er. –
Schäm dich, du alter Hahnrei,
Was siehst du denn nur hier?
Das ist ein Ofenkratzer,
Der Schlosser schickte ihn mir. –
Ofenkratzer? sprach er.
Ja, Ofenkratzer, sprach sie. –
Weit bin ich geritten
Und viel hab ich gesehn,
Doch Ofenkratzer mit silbernem Korb –
Das ist mir noch nicht geschehn!
Unser Hausherr kam des Abends heim
Im Sternenschein,
Einen Hut mit Krempe sah er,
Wo keiner sollte sein.
Was soll das Ding denn, Frau?
Was seh ich hier?
Wo kommt der Krempenhut her
Ohn Erlaubnis von mir?
Ein Krempenhut? sprach sie.
Ein Krempenhut, sprach er –
Schäm dich, du alter Hundsfott,
Was siehst du denn nur hier?
Es ist eine Gluckhenne,
Die schickte die Muhme mir.
Gluckhenne? sprach er,
Gluckhenne, sprach sie. –
Weit bin ich geritten
Und hab viel gesehn,
Doch eine Gluckhenne mit Krempe –
Das ist mir noch nicht geschehn!
Unser Hausherr kam des Abends heim
Im Sternenschein,
Da sah er einen Überrock,
Wo keiner sollte sein.
Wie kam der Rock hierher?
Was soll der hier?
Wie kam der Überrock hierher
Ohn Erlaubnis von mir?
Ein Überrock? sprach sie.
Ein Überrock, sprach er. –
Du alter blinder Hahnrei.
Was siehst du denn hier?
Das sind ja zwei Handtücher,
Die schickte die Waschfrau mir.
Handtücher? sprach er.
Handtücher, sprach sie. –
Weit bin ich geritten
Und viel hab ich gesehn,
Aber Handtücher mit Knöpfen –
Das ist mir noch nicht geschehn!
Hinein trat unser Hausherr da
Beim Lampenschein,
Da sah er einen jungen Mann,
Wo keiner sollte sein.
Wie kommt der Mann ins Haus,
Was soll er hier?
Wer hat ihn hergebracht
Ohn Erlaubnis von mir?
Ein Mann? sprach sie.
Ja, ein Mann, sprach er. –
Du alter dummer Hahnrei, du,
Was siehst du denn nur hier?
Es ist die neue Hausmagd,
Die Mutter schickte sie mir.
Eine Hausmagd? sprach er.
Eine Hausmagd, sprach sie. –
Weit bin ich geritten
Und viel hab ich gesehn,
Aber eine Hausmagd mit
Schnurrbart –
Das ist mir noch nicht geschehn.
*