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Francois Rabelais: 1483 – 1553

Geboren zu Chinon in der Touraine. Er bezeichnet den Anbruch eines neuen Literaturabschnittes wie den des modernen Französisch. In seinem satirischen Roman geißelt er die Sitten seiner Zeit in witziger, oft derber und nach heutigem Begriff höchst anstößiger Weise. Er beschloß sein abwechslungsreiches Leben als der lustige Pfarrer von Meudon bei Paris.

 

Grabschrift

Im Kindbett starb sie! – Edler nie, geschweige
Denn zarter war kein Weib als Badbec du!
Ein Antlitz hattest du wie eine Geige,
Hispanischen Leib und Schweizer Bauch dazu.

Ja – bittet, daß ihr Gott in Gnaden Ruh
Verleih, wenn sein Gebot sie überschritten.
Hier ruht ihr Leib, sündlos von Kopf zum Schuh;
Sie starb am Tage, da sie ausgelitten.

 

Rondolett

 

(Aus dem 22. Kapitel des zweiten Buches)

Das eine Mal, da ich dich, schönste Frau,
Um Gunst die Liebe bat, warst du so grau-
Sam, hoffnungslos, mich fortzujagen,
Als ob ich je durch Worte, durch Betragen
Gekränkt dich hätte. Sag, warum so rauh?
Mißfiel dir meine Liebe, schönste Frau,
Weshalb nicht sprachst du (Weiber sind doch schlau):
»Nicht jetzt, mein Freund, wir müssens noch vertagen
Das eine Mal!«

Nicht weh will ich dir tun! ins Herz mir schau;
Es stöhnt, weil deiner Glieder Götterbau
Die Ruh ihm stiehlt! Wie sollt es auch nicht klagen?
Ich will ja nichts von dir, laß es mich sagen,
Als daß du reißt mich aus der Liebe Klau
Das eine Mal!

*


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