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Theokrit: um 270 v. Chr.

Der Schöpfer und Hauptvertreter der bukolischen oder Hirtenpoesie der Griechen. Er stammte aus Kos oder Syrakus und lebte zeitweise dort, zeitweise in Alexandria.

Außer zahlreichen Epigrammen besitzen wir von ihm zweiunddreißig Idyllen.

 

Sieh, o Göttin Selene...

 

(Gekürzt)

Sieh, o Göttin Selene, woher mir die Liebe gekommen!
Jetzo bin ich allein. Wie soll ich die Liebe beweinen?
Was bejammr ich zuerst? Woher kommt alles mein Elend? –
Meiner Sklavin gestand ich die Wahrheit endlich und sagte:
Thestylis, schaffe mir Rat für dies unerträgliche Leiden.
Völlig besitzt mich Arme der Myndier. Geh doch und suche,
Daß du ihn mir ausspähst bei Timagetos Palästra –
Und sobald du ihn irgend allein triffst, winke verstohlen,
Sag ihm dann: Simätha begehrt dich zu sprechen! – und bring ihn!...
Als der Verräter nun kam, da schlug er die Augen zu Boden,
Setzte sich hin auf das Lager und redete sitzend die Worte:
»Jetzo gebühret zuerst mein Dank der erhabenen Kypris,
Nächst der Himmlischen hast du mich dem Feuer, o süßes
Mädchen, entrissen: hieher in dein Kämmerchen riefest du Delphis,
Halb schon verbrannt. Denn Eros, fürwahr, viel wildere Gluten
Schüret er oft, als selbst in Liparas Esse Hephästos.
Jungfraun treibt sein wütender Brand aus einsamer Kammer,
Frauen empor aus dem Bett, das vom Schlummer des Gatten noch warm ist.«
Also sagte der Jüngling, und ich, zu schnelle vertrauend,
Faßt ihm leise die Hand und sank auf das schwellende Polster.
Bald war Leib an Leib wie in Wonne gelöst, und das Antlitz
Glühte mehr denn zuvor, und wir flüsterten hold miteinander.
Sieh, o Göttin Selene, woher mir die Liebe gekommen!

(Mörike)

*


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