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Dieser berühmte römische Dichter wurde zu Sulmo, im Lande der Peligner, geboren und stammte aus altem, begütertem Rittergeschlecht. Aus dem Staatsdienste zog er sich bald zurück und wurde aus unbekannten Gründen plötzlich 9 v. Chr. von Augustus nach Tomi am Schwarzen Meer verbannt, wo er starb. Aus der Ars amandi, entnommen den Zwei Büchern von der Kunst zu lieben. Alte Weisheit in neuem Kleid von Dr. H. Criepen. Leipzig, Job. Ambr. Barth 1856.
So jemand noch im Lande wär,
Ders nicht verständ zu lieben,
Der lese mich und wirds nachher
Mit bester Kenntnis üben.
Der Wagen wird durch Kunst regiert,
Durch Kunst das Schiff im Meer geführt,
Die Kunst muß Amor lenken.
Die Nützlichkeit dies Lied erschuf:
Hört auf den kundigen Dichter!
Daß ich nur Wahrheit singe, ruf
Ich Venus an zum Richter.
Bleib fern du Schmuck der Ehrbarkeit,
Ihr Hauben und Matronenkleid,
Das uns den Fuß verhüllet!
Wie nach der Wälder duftigem Grün
Und bunten Wiesengründen
Der Bienen Scharen emsig ziehn,
Um süßen Seim zu finden:
So kommt zum Spiel der Weiber Schar
Im schönsten Kranz – mir selber war
Die Menge oft bedenklich.
Zu sehen kommt sie herbei
Und um gesehn zu werden.
Die blöde Scham, sie läßt sich frei
An diesem Ort gefährden.
Du hast zuerst des Spieles Ruh,
O Romulus, gestört, als du
Sabinerinnen raubtest.
Die Fingersprache tut nicht not,
Um heimlich zu agieren.
Auch Winke heißt dich mein Gebot
Nicht lange zu probieren.
Frisch dränge dich, wer hemmt dich daran?
Ganz dicht an deine Herrin an
Und rück ihr Seit an Seite.
Doch hat ein wenig sich bestäubt
Der Schoß vielleicht dem Kinde,
Abwisch ihn – es wird gern erlaubt –
Mit eigner Hand geschwinde.
Und ist kein Staub vorhanden dort,
So wische auch den keinen fort;
Mach dich nur immer nützlich.
Dann schau auch um dich und gib acht,
Ob nicht etwa vom Rücken
Der Schönen wer Beschwerde macht
Durch spitzer Kniee Drücken.
Ein kleiner Dienst rührt schnelles Blut:
Manch einem halfs schon, daß er gut
Zurechtgerückt ein Kissen.
Ein neues Feld der Liebelein
Steht dir beim Schmause offen:
Auf etwas anders noch als Wein
Darfst kühn dabei du hoffen.
Oft sah ich dort gar wundersam,
Wie Amor bei den Hörnern nahm
Den angetrunknen Bacchus.
So halte denn vor allem fest,
Was ich als Grundsatz setze,
Daß jedes Weib sich fangen läßt;
Stell du nur deine Netze.
Eh schweigt im Lenz ein Vogel still,
Eh der Zikade Herbstgeschrill,
Eh flieht der Hund den Hasen,
Als eines Mannes Schmeichelein
Ein Mädchen widerstrebe;
Hat nicht zu wolln sie auch den Schein,
Sie will, so wahr ich lebe!
Es lieben beide, Weib wie Mann,
Nur stellt der Mann sich dümmer an;
Das Weib weiß sich zu decken.
Wär nur der Mann je so gescheit,
Nicht Hand noch Fuß zu regen,
Es würde sich in kurzer Zeit
Das Weib aufs Bitten legen.
Du siehst, dem Stiere brüllt die Kuh,
Die Stute wiehert dem Hengste zu
Auf grüner Frühlingsaue.
Wie groß des Mannes Brunst auch sei,
Sie kennt doch ihre Schranken;
Beim Weibe bis zur Raserei
Verwirrt sie die Gedanken.
Erhenkte sich doch, wie bekannt,
Die Byblis, da sie wild entbrannt
In eignen Bruders Liebe.
Drum hoffe dreist, die Weiber all
Am Ende zu besiegen;
Vergeblich wirst im schlimmsten Fall
Kaum eine du bekriegen.
Und hält sie stand, so war trotzdem
Ihr doch dein Bitten angenehm,
Und sicher ist dein Rückzug.
Nur nicht zu früh entferne dich;
Verbotenes Vergnügen
Reizt gar zu sehr; kein Mensch läßt sich
Am eigenen genügen.
Auf fremden Acker siehest du
Stets beßres Korn, die fremde Kuh
Hat stets ein vollres Euter.
Zum ersten denn, das glaube mir,
Tuts Not vor allen Dingen,
Die Zofe deiner Schönen dir
Zum Beistand zu erringen.
Sie sucht die Zeit, dem Arzte gleich,
Wo ihrer Herrin Herze weich
Und leicht zu überrumpeln
Und überrumpelt wird es gut,
Wann trunken voller Freuden
Sie hüpft und springt voll Übermut
Wies Lämmlein auf der Weiden.
Wann frei von Kummer ist die Brust,
Dann sehnt sie sich nach Liebeslust
Und Venus treibt ihr Handwerk.
Noch fragt sich, darf nach meinem Rat
Man auch die Zofe lieben?
In Zweifel steht das Resultat,
Gewagt ists stets geblieben.
Die eine spornt dein Umgang an,
Die andre denkt vielleicht, sie kann
Dich für sich selbst behalten.
Der Zufall treibt sein Spiel dabei;
Drum, war sies auch zufrieden,
So rat ich doch, die Zofe sei
In diesem Punkt gemieden.
Den sichern Weg führ ich allein
Nicht durch gefahrvoll Klippgestein
Den Jüngling, der mir trauet.
Doch oft geschiehts, wie ich wohl weiß,
Daß bei dem Liebsgeschäfte
Dein Blick sich von der Zofe Fleiß
Auf ihre Formen hefte.
Dann ende erst der Herrin Jagd;
Wenn dirs beliebt, folgt dann die Magd,
Nur nicht bei ihr beginnen!
Nur schaden kann dir, wenn beim Wein
Du wirklich abgefallen;
Dagegen hilfts durchaus, zum Schein
Ein weniges zu lallen,
Daß, nimmst du dir in Wort und Tat
Zuviel heraus, man denkt, er hat
Sich nicht mehr ganz im Zügel.
»O glücklich« – sprich zur Liebsten frei –
»Wem du es magst verstatten,
Bei dir zu ruhn!« – und wünsch dabei
Zum Teufel ihren Gatten.
Doch zieht sich nach vollbrachtem Schmaus
Der Gäste Schwarm zurück nach Haus,
So gilts, die Zeit zu nützen.
Du drängst dich mitten ins Gewühl,
Wirst ihr zur Seite wandeln,
Du läßt am Kleid der Finger Spiel,
Das Knie am Kniee handeln.
Jetzt sprich sie an. Verstoßen weit
Sei dumme Scham! Erfolg verleiht
Dem Mutigen Glück und Liebe.
Nicht will ich dein beredtes Wort
An meine Vorschrift binden;
Versuch es nur, du wirst sofort
Das Rechte selber finden.
Vor Liebe rasend stell dich an,
Tu alles, was dir dienen kann,
Um ihr Vertraun zu wecken.
Sie glaubt dir leicht, du wirst es sehn;
Die Weiber ja gefallen
Sich immer selbst; es dünkt sich schön
die Häßlichste von allen.
Doch triffts mitunter sonderbar,
Daß, wer zuerst ein Heuchler war,
Ganz derb verliebt geworden.
Um desto mehr, ihr Mädchen, drum
Hört junger Männer Flehen;
Oft schlägt in wahre Liebe um,
Was erst verstellt geschehen.
Du aber mußt mit Schmeichelein
Dich kosen in ihr Herz hinein,
Wie tief ins Grün die Quelle. –
Wohl kämpft zuerst sie zimperlich
Und schilt dich Dieb und Räuber;
Allein besiegen lassen sich
Nur allzugern die Weiber.
Doch küsse ja beim ersten Kuß
Nicht ungeschickt, daß statt Genuß
Die Lippe Schmerz empfinde.
Wer aber bis zum Küssen kam
Und konnts nicht weiter bringen,
War würdig, das selbst, was er nahm,
Niemalen zu erringen.
Wie nah lag das erwünschte Ziel!
Nein, da war keine Scham im Spiel,
Ist Tölpelei gewesen!
Seis auch Gewalt, für die Gewalt
Wird dich kein Mädchen hassen;
Sie freun sich nur und möchten halt
Recht oft sich zwingen lassen.
Wo einmal dir durch Venus List
Der kühne Raub gelungen ist,
Ists später ein Gefallen.
Doch läßt ein Weib du unbesiegt
Aus solchem Kampf entrinnen,
Das tut von außen höchst vergnügt
Und schmollt dir doch von innen.
Leucippus Töchtern offenbar
Geschah Gewalt, doch beiden war
Sehr teuer ihr Verführer. –
Erst wenn du überzeugt davon,
Daß sie nach dir verlange,
Entferne dich, dann wird ihr schon
Um deinetwillen bange.
Die Pause wirkt; das brache Land
Trägt doppelt, langer Sonnenbrand
Macht zwier die Erde dürsten.
Als Menelaus reisen ging,
Die Gattin mit Vergnügen
Bald an des Paris Busen hing,
Um nicht allein zu liegen.
O Menelaus, denke nach!
Du gehst, und unter einem Dach,
Bleibt Gastfreund und Gemahlin!
Zum Ehebruch verführest du!
Was soll denn sonst geschehen,
Wenn selber Zeit und Ort dazu
Du ihnen ausersehen?
Was ists denn, das die Gattin tat,
Als sich zu richten nach dem Rat,
Den du ihr selbst gegeben?
Bedenke, du entfernest dich
Und läßt an deiner Stätte
Dem schmucksten Freund; sie fürchtet sich
Des Nachts allein im Bette.
Da sieh dich vor; nicht fehlte sie,
Wenn sie benutzt die Galantrie
Des menschgebornen Mannes.
Zuweilen kommt ans Tageslicht,
Was noch so schlau verschlossen;
Dann, teurer Freund, verzage nicht
Und leugne unverdrossen.
Nicht unterwürfig darfst du sein,
Noch reicher gar an Schmeichelein:
Das deutet auf Geständnis.
Verrietst du sie – unmöglich kann
Die Liebe das vertragen;
Drum lasse sie der kluge Mann
Darüber niemals klagen.
Ich will ja nicht, daß ganz und gar
Du einer lebst; das kann fürwahr
Kaum deine Frau verlangen.
Treib deine Scherze nebenbei,
Doch schweig von deinen Sünden!
Wozu sie denn voll Prahlerei
Der ganzen Welt verkünden?
Auch schenke nicht, was eine sah
Der andern, und besuch sie ja
Nicht stets zur selben Stunde.
Noch wähle gar den gleichen Ort
Zum Stelldichein für alle,
Daß keine Ungeladne dort
Dich plötzlich überfalle.
So oft du schreibst, unschuldig schreib,
Denn gar zu gern liest manches Weib,
Was nicht an sie gerichtet.
Der Gatte suche, wenns beliebt,
Briefschaften aufzuspüren,
Da ihm ein Recht die Ehe gibt
Zu solchem Spionieren. –
Jedoch vor allen, schweige still,
Wer Venus Dienst sich widmen will:
Kein Schwätzer soll sich nahen.
Drum sucht ein stilles Kämmerlein,
Der Liebe Tun zu treiben;
Verborgen laßt die Stellen sein,
Die gern verborgen bleiben.
Und wenn auch grad das Dunkel nicht,
So laßt euch doch ein matter Licht
Recht dringend anempfehlen.
Die Venus selbst mit linker Hand
Bedeckt die Scham sich schnelle,
Sobald vom bergenden Gewand
Entblößt die holde Stelle.
Zu Boden schlägt der Augen Licht
Das Mädchen und erträgt es nicht,
Begattend Vieh zu schauen.
Vor Zeiten, als noch kein Gemach
Den Menschen Schutz gewährte,
Und hoher Efeu grünes Dach
Sie deckte wie ernährte,
Ward schamhaft schon der Liebe Bund
In Höhlen tief und Waldesgrund,
Nicht frei im Feld geschlossen.
Jetzt wich die Scham. Was niemand weiß,
Verrät man frech an jeden;
Manch einer kauft um hohen Preis
Das Recht, nur mitzureden.
Man durchprobiert die ganze Schar,
Um dann zu sagen: Diese war
Mir auch einmal zu Diensten.
Welch Hochgefühl, auf jedes Weib
Mit Fingern hinzuweisen
Und den gehabten Zeitvertreib
Schandmäulig auszupreisen!
Und nicht genug – so mancher lügt,
Daß er mit mancher sich vergnügt,
Wo, wär es wahr, er schwiege.
Noch eben, Jüngling, war mein Rat,
Verstohlnes nur zu wagen;
Jetzt heiß ich dich die Missetat
Ganz frei zur Schau zu tragen.
Kein Leichtsinn ist es, glaube ja!
Wie, oder geht der Kiel etwa
Stets mit demselben Winde?
So wird auch allzuzahmer Sinn
Nicht jedes Mädchen halten,
Und ohne Nebenbuhlerin
Die Liebe leicht erkalten.
Im Glücke schwellt sich stolz die Brust;
Schwer ist es, ungetrübte Lust
Gleichmütig zu ertragen.
Wie sich das Feuer allgemach
In dunkle Asche ziehet,
Doch, nahtest du den Schwefel, jach
Die Flamme neu ersprühet:
So, wenn ihr Herz in träger Ruh,
Mußt wiederum die Liebe du
Mit scharfem Stachel spornen.
Besorgnis flöß ihr ein um dich,
Das laue Herz entzünde;
Erschreckend zu ihr schleiche sich
Die Nachricht deiner Sünde.
O glücklich hunderttausendmal,
Wen in verletzter Liebe Qual
Ein Mädchenherz betrauert!
An ihm ihr Auge weinend hängt,
Den ihre Blicke hassen,
Den ewig sie zu lassen denkt
Und nicht vermag zu lassen!
Nur laß nicht allzulange Zeit
In Kummer sie und Traurigkeit,
Sonst wird ihr Grimm gefährlich.
Nein, geh zurück an ihre Brust,
In deinen Arm sie drücke,
Gib Küsse, gib in süßer Lust
Der Liebe letztes Glücke.
Der Friede naht; nicht dauern kann
Die Feindschaft, wenn du dich als Mann
Nach Kräften ihr bewiesen.
An jenem Ort, wo sicherlich
Die Grazien geboren,
Dem Orte, den zur Wohnung sich
Die Eintracht auserkoren.
Kaum ist der Tauben Kampf vorbei,
Beginnt alsbald die Schnäbelei
Und schmeichelnd Liebesgirren.
Ein Chaos war zuerst die Welt,
Nicht Erde, Meer noch Himmel;
Drauf ward die Ordnung hergestellt,
Gelichtet das Gewimmel.
Den grünen Wald das Wild bekam,
Der Vögel Volk den Äther nahm,
Der Fisch die kühlen Wellen.
Durchaus vereinzelt irrte nur
Der Mensch in allen Landen:
Die reine Rohkraft, keine Spur
Von Bildung war vorhanden.
Sein Essen Kraut, sein Haus der Tann,
Sein Lager Laub, und jedermann
Ein Fremdling für den andern.
Der Liebe mächtiger Trieb gewann
Zuerst des Herzens Pforte.
Zusammen führte Weib und Mann
Ihr Weg am selben Orte.
Was tun? Ganz sicher war zur Hand
Kein Lehrer, dennoch kam zustand
Das süße Werk der Venus.
Die Liebe herrschte überall:
Es sucht in Waldesschatten
Das Vöglein, sucht im Wogenfall
Das Fischlein seinen Gatten.
Die Hirschkuh lenkt zum Hirsch den Lauf,
Die Hunde spürt die Hündin auf,
Die Schlange sucht die Schlange.
Froh läßt das Schaf den Bock heran,
Froh tut die Kuh Genüge
Dem Stier. Mit ihrem schmutzigen Mann
Hälts gar zu gern die Ziege.
Die Stute treibts in geile Wut,
Nach fernem Ort, durch breite Flut
Eilt sie dem Hengst entgegen.
Wohlan, mein Freund, so gib auch du
Dies Mittel der Geliebten;
Es bringt allein den Schmerzen Ruh,
Die ihre Seele trübten.
Kein Arzt beut solchen Balsam dar,
Und wenn zu stark die Dosis war,
So wirst du restituieret.
So sang ich just. Da plötzlich schwoll
Die Luft in leisem Schwingen;
Und mir vor Augen stand Apoll
Und ließ die Leier klingen.
In Händen Lorbeer, Lorbeer war
Geschlungen in das heilige Haar,
Das Zeichen des Propheten.
»Du loser Liebesfänger du,«
So klangen seine Worte,
»Führ deiner Schüler Schwarm herzu
An meines Tempels Pforte.
Dort steht ein Spruch, den Famas Mund
Verbreitet durch der Erde Rund:
Du sollst dich selbst erkennen!
Nur wer genau sich selber kennt,
Kann schlau der Liebe pflegen;
Und was ihm die Natur vergönnt,
Das tu er allerwegen:
Wer schön ist, zeige sein Gesicht,
Wer weißen Körpers, säume nicht
Die Schultern zu entblößen.
Wem süß vom Mund die Rede fließt,
Muß oft das Schweigen brechen;
Viel singen muß, wer Sänger ist,
Wer kunstvoll zecht, muß zechen.
Doch Redepomp verbiet sich scharf,
Und kein verrückter Dichter darf
Sein Werk der Liebsten lesen.«
So mahnte Phöbus. Nehmt sie an
Die Weisheit seiner Lehren.
Aus dieses Gottes Munde kann
Man keine Lügen hören.
Zu weitrer Vorschrift treibt michs schon;
Sei klug, und du wirst vollen Lohn
Durch meine Kunst ersiegen!
Jedwede Zeit des Lebens traun
Beut ihre sondern Gaben;
Dort muß man erst das Land bebaun,
Hier kann man Früchte haben.
Solang die Jahre schäumen noch,
Tragt jede Mühsal, endlich doch
Kommt krummes Schritts das Alter.
Jetzt könnt ihr noch mit keckem Flug
Ins hohe Meer euch wagen,
Regieren noch den sauern Pflug
Und schwere Waffen tragen.
Könnt noch mit frischer Leidenschaft
Den Mädchen eure Jugendkraft
Als tapfre Streiter widmen.
Dagegen ist dem Alter auch
So mancher Vorzug eigen,
Weil hier die Kräfte vom Gebrauch
Sich schon gebildet zeigen.
Und was verdorben hat die Zeit
Ersetzt die größre Nettigkeit
Und Sorge für das Äußre.
Dazu verstehn sie meisterlich
Der Liebe Kunstgestalten,
Wie keines Malers Pinselstrich
Vermögend zu entfalten.
Und ungereizt durch deine Glut,
Von selber wallt ihr heißes Blut
In gleichem Lustverlangen.
Ich hasse den Genuß, an dem
Nicht beide gleich sich laben;
Das ists, warum mir nie genehm
Die Liebe war mit Knaben.
So haß ich auch, was nur aus Not
Gegeben wird, wo das Gebot
Der Nahrungssorgen kuppelt.
Was frage nach der Liebe ich,
Die mein wird auf Verlangen?
Aus Muß soll nie ein Mädchen mich
Zu süßem Tun umfangen.
Nein, wie sie ihre Lust gesteht
Und länger mich zu bleiben fleht,
Das will ich sehn und hören.
Wahnsinnig fast vor Lüsternheit,
Mit halbgebrochnem Blicke,
So dränge sie erst lange Zeit
Den Liebenden zurücke.
Das aber lernt sie erst, wenn schon
Die Vierzig nahn, und nichts davon
Versteht die frühere Jugend.
*