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Ungenannte Epigrammatiker

 

Die knidische Aphrodite

Als in dem knidischen Hain einst Cypris ihr Ebenbild schaute
Rief sie: »Himmel, wo sah je mich Praxiteles nackt?«

 

Dasselbe

Nackt hat einst mich Anchises gesehn und Adonis und Paris;
Diese nur weiß ich allein. Aber Praxiteles, wo?

 

Die bewaffnete Aphrodite

Pallas, als sie Cytheren geschmückt mit den Waffen erblickte,
Sagte: »Cypris, wohlan! Treten wir so vor Gericht!«
Lächelnd erwiderte diese: »Wozu bedarf ich des Schildes?
Wurde mir Nackten der Sieg, fehlt der Bewehrten er nicht.«

 

Zwei Wünsche

Möcht ich ein Windhauch sein, und du gingst in den Strahlen der Sonne,
Und mit entschleierter Brust nähmst du den wehenden auf!
Möcht ich die Rose doch sein, und pflücktest du mich mit der Hand ab,
Ließest an blendender Brust dann du die purpurne ruhn!

 

Die Götter als Vorbilder der Liebe

Tadelt mich einer vielleicht, daß ich, dem Eros gehorsam,
Wie der Vogler umher wandle mit forschendem Blick,
Dieser vergesse doch nicht, daß Zeus und der König der Meerflut,
Ja, daß Aïdes selbst glühender Liebe gehorcht.
Haben das Götter getan, und geziemt es uns Menschen, dem Beispiel
Dieser zu folgen, worin fehl ich in meinem Bemühn?

 

Liebe gibt Mut

Schleudre nur Hagel und Feuer auf mich und den flammenden Blitzstrahl,
Wenn du es willst, zum Fels reiße mich oder zum Meer.
Wer schon Mühen und Leiden ertrug und die Flammen des Eros
Duldend gefühlt, der trotzt selber den Flammen des Zeus.

(Jacobs-Boesel)

 

An eine Schöne

Augen wie Hera hast du, o Melite, Hände wie Pallas,
Füße wie Thetis, die Brust, wie sie nur Paphia hat.
Glücklich, wer dich erschaut, glückselig, wen lauschen du lassest,
Halbgott, wer dir ein Freund, Gott, wer als Weib dich besitzt.

(J. Mähly)

*


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