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Oft frag' ich: Sollte das ein Schlich sein Der Schicksalshinterlist? Warum denn mußt' es grade ich sein, Der Ich geworden ist? |
»Lernest du Falschheit nimmer durchschauen? Wird dein Glaube nimmer gelähmt?« Lieber zu viel als zu wenig vertrauen; Lieber betrogen als beschämt. |
Nein, ihr könnt mein Fühlen und Denken Nimmer durch eure Parole beschränken, Müßt mir die schnöde Willkür lassen, Frei zu lieben und frei zu hassen; |
Aber schweigende Würde zu höhnen Und mit Kränzen aus Dorngesträuch Das ergraute Verdienst zu bekrönen, Das überlass' ich euch. |
Wohl kann ich die Schönheit nicht missen; Jedoch sie verbürgt mir kein Glück: Oft spielt in den schönsten Kulissen Das allertraurigste Stück. |
Wann müssen wir uns eingestehn, Die Jugend beginne hinwegzuwandern? Wenn langsam, einer nach dem andern, Die törichten Wünsche schlafen gehn. |
Die herbste Pein, der tiefste Verdruß, Sie können inmitten der Folter uns laben: Es ist ein auserlesner Genuß, So recht mit sich selber Mitleid zu haben. |
Die Faulheit ist uns angeboren, Der Fleiß nur ein erworbner Schmuck: Damit er uns nicht geht verloren, Braucht's täglich einen neuen Ruck. |
Niemals wird mich der Spruch beschämen: Geben ist seliger als Nehmen. Aber den Zusatz müßt ihr verzeihen: Schenken ist seliger als Verleihen. |
All mein erzeugender Wille Versinkt in des Grübelns tiefdämmrigem Schachte Infolge der skeptischen Brille, Mit der ich mich selbst unaufhörlich betrachte. |
Allerhand Glück und allerhand Leid Hab' ich genossen, gelitten; Mancherlei Taten und mancherlei Streit Hab' ich vollbracht und gestritten. Jegliche Sorte von Tagen, Die trüben und heitren, die leichten und schweren Konnt' ich gelassen ertragen, Nur nicht die inhaltsleeren. |
Entsage dem, was du nicht hast: O heitre Not und leichte Last! Entsage dem, was du nicht bist: O Qual und bittrer Seelenzwist! |