Ludwig Fulda
Melodien
Ludwig Fulda

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Neu

        Ich bin ein Geck, du bist ein Geck;
Wir wollen uns verbünden. –
Zu welchem Zweck? – Damit wir keck
Die neuste Mode gründen.

Und welche soll das sein? – Gleichviel!
Da heißt's nicht lang besonnen.
Nur Trümpfe gibt's in diesem Spiel;
Gewagt ist schon gewonnen.

Gehalt und Sinn verleugnend steigt
Pfadfindrisch man ins Hohle:
Neu, völlig neu, noch nie gezeigt,
Ist ja die Zeitparole.

Wir bieten ohne Vorbehalt,
Was einst sogar Quacksalbern
Für gänzlich unverwertbar galt,
Dieweil es gar zu albern.

Feinschmecker werden's eben drum
Zur Speise sich erlesen;
Denn besser unwahrscheinlich dumm
Als je schon dagewesen.

Unfehlbar werden dann uns hold
Selbst Krittler und Berupfer
Und lassen willig altes Gold
Im Stich für neues Kupfer.

Das Fieber geht zwar schnell vorbei,
Die jähe Glut erkaltet:
Die nagelneuste Geckerei
Ist über Nacht veraltet.

Drum, eh' die Ware noch verdirbt,
Empfiehlt sich's, vorzusorgen:
Bevor die heut'ge Mode stirbt,
Gebiert man die für morgen.

Dann schaun in unserm Warenhaus
Wir tägliches Gedränge
Und bleiben stets der Zeit voraus
Um eine Nasenlänge.

Der Hochkultur durch Zauberschlag
Errichtend stolze Tempel,
Verleihn wir sieghaft jedem Tag
Den epochalen Stempel.

 

 


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