Bunt gefärbt an jedem Reis
Will des Waldes Laub sich lichten;
Alte Bäume stehn im Kreis,
Schütteln sich und künden leis
Lauter schaurige Geschichten.
Irgendeiner, dessen Frau
Lust verspürte nach Rapunzeln,
Brach im Hexengarten schlau
Ihr ein Bund vor Tag und Tau,
Und sie speiste sie mit Schmunzeln.
Bald erschien ein Töchterlein,
Das sie drum Rapunzel taufte.
Doch die Hexe trat herein:
Buße soll dies Kind mir sein,
Weil man mein Gemüs entraufte.
Und sie nahm den kleinen Wurm
Unbarmherzig aus der Wiege,
Trug das Kind durch Nacht und Sturm
Und erzog's in einem Turm
Ohne Tür und ohne Stiege.
An Rapunzels langem Haar
Klomm sie jeden Tag zur Zinne;
Dessen ward ein Prinz gewahr,
Und so bot sich immerdar
Ihm ein goldner Weg zur Minne.
Bis er eines Tages fand,
Daß das Goldhaar abgeschnitten
Festhing an der Söllerwand
Und die Hexe vor ihm stand:
Such, wohin dein Schatz entglitten!
Stets erspürt die Liebe bald,
Was sie sucht mit echter Treue:
Tief im herbstlich bunten Wald
Harrte sein die Huldgestalt,
Und ihr Goldhaar wuchs aufs neue. |