Ludwig Fulda
Melodien
Ludwig Fulda

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Stadtsommer

        Ach, ich sitze
Bei der größten Hundstaghitze
Mitten in der dumpfen Stadt;
Meine Poren
Triefen, meine Glieder schmoren,
Und der Geist ist sterbensmatt.

Meine stolzen,
Stattlichen Gedanken schmolzen,
Allzu lichterloh besonnt.
O, wie bitter,
Daß noch immer kein Gewitter
Drohen will am Horizont!

Thermometer,
Unbarmherziger Verräter,
Klimmst du höher ohne Ruh'?
Barometer,
Grauenhafter Missetäter,
Ist es denkbar, steigst auch du?

In die Nase
Dringen unbequeme Gase
Von dem glühenden Asphalt;
Mißgerüche
Wie aus einer Hexenküche
Stürmen sie mit Allgewalt.

Von Insekten,
Die mich in der Nacht entdeckten,
Bin ich ganz und gar zerfetzt,
Und ich kratze
Trostlos mich an jedem Platze . . .
Ach, wer schlafen könnte jetzt!

Doch den Schlummer
Scheucht hinweg ein dicker Brummer,
Der durch meine Stube schwirrt;
Ihn zu fangen,
Welch vergebliches Verlangen!
Weiter brummt er unbeirrt.

Als mein Retter
Wann erscheinst du, Regenwetter?
Komm und gieß dich gründlich satt!
Ich erwische
Stets dich in der Sommerfrische,
Aber niemals in der Stadt.

 

 


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