Ludwig Fulda
Melodien
Ludwig Fulda

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Der Beneidenswerte

        O nichts erfüllt mich so mit Neid
Wie jene Selbstentzückung,
Die aus geheimer Kraft gedeiht
Als Quelle der Beglückung.
Wenn man sie feiert, rühmt und ehrt,
Sagt sie: Das wußt' ich selber,
Und zweifeln wir an ihrem Wert,
Dann denkt sie sich: Ihr Kälber!

Wie glänzt und strahlt ein solcher Mann
Von eigner guter Meinung!
Mit welchem Gleichmut hört er an
Bejahung und Verneinung!
Er fühlt sich über eine Welt
Von Zweiflern hoch erhaben;
Dann was er von sich selber hält,
Das steht in Erz gegraben.

Mit welchem eisernen Bestand
Vollkommner Seelenstärke,
Mit welcher Sicherheit der Hand
Geht er an seine Werke!
Ob groß, ob klein, was er gewollt,
Ob Treffer oder Nieten,
Das Lob, das er sich selber zollt,
Ist nicht zu überbieten.

So wandelt er mit heitrem Sinn
Und würdevollem Scheitel
Durch dieses Jammertal dahin
Und findet alles eitel.
Sich nimmt er aus; andächtig mild
Wie vor der Schöpfung Siegel
Kniet er vor seinem Ebenbild,
Dem Götzenbild im Spiegel.

Und wenn dem selbstvergnügten Mann
Das Sterbeglöcklein läutet,
Da hebt wohl ein Gemurmel an:
»Er hat nicht viel bedeutet,
Hat sich gewaltig überschätzt,
Ist nie vom Wahn genesen . . .«
Doch sicher ist er bis zuletzt
Ein Glücklicher gewesen.

 

 


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