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Ich wollt', ich wäre nicht einer,
Ich wollt', ich wäre zwei,
Und jeder von den beiden
Könnte sein Los entscheiden
Vom Willen des andern frei.
Und doch in beiden mein Herze,
In beiden mein kreisendes Blut,
Und was der eine genösse,
Und was ihm der Tag erschlösse,
Käm' auch dem andern zugut.
Der eine, der müßte reisen
In alle Fernen hinaus;
Der andere würd' indessen
Des Schaffens Reiche durchmessen
Im stillen Heimathaus.
Der eine schlüge sich wacker
Als unerschrockener Held
Durchs widerspenstige Leben;
Der andere dürfte schweben
In einer geträumten Welt.
Und säße dieser am Herde
Bei seinem Eheschatz,
So würde jener den Gattern
Des Heiratkäfigs entflattern
Als kecklich einsamer Spatz.
Und tränke der eine die Freuden
Mit langem, durstigem Zug,
So wären die kleinen Schlücke
Vom täglichen häuslichen Glücke
Dem Herzen des andern genug.
Und ginge der erste von hinnen,
Vom zweiten zu Grabe geführt,
Der dürft' ihm den Stab nicht brechen,
Dieweil er all seine Schwächen
In eigener Seele gespürt.
Er spräch': »Ich kannt' ihn wie keiner,
Ihn, der zu frühe verblich;
Er war im Leben hienieden
Durch Klüfte von mir geschieden
Und dennoch mein zweites Ich.« |