Ludwig Fulda
Melodien
Ludwig Fulda

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Vertröstung

        Sag an, sag an,
Ob ich hoffen kann
Aufs Glück in dem blühenden Garten?
»Du bist noch so jung,
Hast Zeit genung,
Mußt sein dich gedulden und warten.«

Nun wart' ich ein Jahr!
O sag, ist's wahr?
Wird bald sich das Glück mir neigen?
»Ich bürge dafür;
Es steht vor der Tür;
Du mußt nur harren und schweigen.«

Zehn Jahre verrauscht!
Ich habe gelauscht,
Ich habe geharrt und geschwiegen.
»Dein Zaudern vergiß;
Dann wirst du gewiß
Das Glück da draußen ersiege.«

In schwindelndem Lauf
Nicht fand ich es auf;
Doch wieder zehn Jahre vergingen.
»Aus strecke die Hand,
So hält es dir stand
Und läßt wie ein Kind sich bezwingen.«

Jahr schwand um Jahr;
Grau wurde mein Haar;
Sag, läßt es nun bald sich ergreifen?
»Wenn der Sommer naht,
Dann wird mit der Saat
Das Glück dir, das schwellende, reifen.«

Der Sommer ist da,
Die Ernte geschah;
Das Glück zog nicht in die Scheuer.
»Ei, werde nicht müd!
Im Herbst erglüht
Es dir als flüssiges Feuer.«

Der Herbst zog ein;
Ich schlürfte den Wein;
Das Glück war nicht in den Reben.
»Wenn der Winter kehrt,
Am traulichen Herd,
Da wird es dich zärtlich umschweben.«

Der Winter vergeht;
Bald wird es zu spät.
Das Glück, noch schwebt es nicht nieder.
Sag, wann's mich erreicht?
Im Frühling vielleicht?
Mein Frühling kehret nicht wieder. –

 

 


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