Ludwig Fulda
Melodien
Ludwig Fulda

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Mahnruf

        Der Bahn, die Galilei kühn
Erspäht im weiten All,
Trotz aller Dunkelmänner Mühn
Folgt ihr der Erdenball.
Kein Holzstoß schreckt der Wahrheit Glut;
Denn auf der Folter noch
Ruft ungebeugter Forschermut:
Und sie bewegt sich doch!

Ihr aber, die ihr täppisch dreist,
Von kurzer Macht verführt,
Den ausgewachsenen Menschengeist
In Strafgesetze schnürt,
Ihr glaubt, wenn ihr nur groß und weit
Auftut das Kerkerloch,
Zum Stillstand brächtet ihr die Zeit?
Und sie bewegt sich doch!

Ja, sie bewegt sich durch das Land
Mit hohem Riesenschritt,
Und stolz an ihrer rechten Hand
Führt sie die Wahrheit mit.
Sie steht vielleicht, wenn sie den Duft
Des Mittelalters roch,
Zum Scheine still und schnappt nach Luft,
Und sie bewegt sich doch!

Die Wahrheit lernte freien Flug,
Und dünket ihr der Lauf
Der Zeit nicht ungehemmt genug,
Dann schwingt sie sich hinauf;
Die Herzen grüßen ihren Schein
Mit stürmischem Gepoch:
Schickt tausend Häscher hinterdrein,
Und sie bewegt sich doch!

Des Volkes Seele lauscht empor,
Erwacht aus Wiegenruh',
Und ihr befreites Aug' und Ohr
Schließt kein Gesetz mehr zu.
Selbst wenn sie sich in letzter Not
Vor eurem Zorn verkroch,
Selbst wenn sie still, ist sie nicht tot,
Und sie bewegt sich doch!

Drum hütet euch, dem eignen Wahn
Leichtmütig zu vertraun!
Umgebet nicht den Ozean
Mit einem Bretterzaun!
Die Schranke, die vor Sturm euch feit,
Ist ein zerbrechlich Joch;
Ihr wähnt, sie trotzt der Ewigkeit,
Und sie bewegt sich doch!

 

 


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