Ludwig Fulda
Melodien
Ludwig Fulda

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Allein

        Alle sind wir so allein . . .
Was kann einer dem andern sein?
Kann wohl in die Augen sehn,
Aber nicht in des Herzens Grund,
Kann nur ahnen und nicht verstehn,
Was ihm beichtet ein zuckender Mund.
Worte sind arme, plumpe Zeichen,
Bilder, die nicht dem Urbild gleichen,
Das gespenstisch die Brust beklemmt . . .
Alle sind wir einander fremd.

Wenn wir Hand mit Hand umwinden,
Glühend begehren und, ach, so gern
Uns für ewig zusammenbinden,
Ewig bleiben wir uns doch fern.

Fern im Leben und fern im Tod.
Jedes stille stygische Boot
Führte, wenn es zum Hades glitt,
Ungelöste Rätsel mit.

Weglose Finsternisse schwärzen
Den tiefen Abgrund von Herzen zu Herzen,
In die geliebte Seele bricht
Liebe mit fahlem, tastendem Schein
Wie durchs Dunkel ein Grubenlicht . . .
Alle sind wir so allein.

 

 


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