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Auf allen Feldern schwirrt die Sense;
Der Hirtenknabe treibt die Gänse
Und hat ein liebliches Genoß:
Ein Mägdlein, zart, von schlanken Gliedern,
Muß sich zu solchem Dienst erniedern
Und ist doch eines Königs Sproß!
Die Gänse künden's voll Geschnatter:
Die Kammerfrau ist eine Natter!
Sie stahl dem armen Königskind
Sowohl den Namen wie den Gatten;
Verkannt nun hockt es auf den Matten,
Und sein Vertrauter ist der Wind.
Damit er sie vor Neugier schütze,
Entführt er weit des Knaben Mütze;
Und rennt der Tolpatsch hinterdrein,
Dann löst sie sich die goldnen Strähnen
Und kämmt sie mit verhaltnen Tränen
Und flicht ein blaues Band hinein.
Jedoch der Prinz entdeckt es endlich,
Wie hinterlistig er und schändlich
Getäuscht ward bei der Brautbeschau;
Er merkt, daß er die Falsche freite,
Daß aufgebläht ihm thront zur Seite
Statt der Prinzeß die Kammerfrau.
Der Gänse froh Geschnatter kündet:
Ob je das Menschenvolk ergründet,
Was unsereins nicht längst schon wüßt'? –
Nun wird sein Recht dem Königskinde,
Und sie vertraut ihr Glück dem Winde,
Der zärtlich ihre Locken küßt. |