Wenn schwüle Lüfte hauchen
In sommerlicher Glut,
Dann liebt der Mensch zu tauchen
In die kristallne Flut.
Den Nixen und Sirenen
Scheint das nur Unverstand;
Geht doch ihr Traum und Sehnen
Zum trocknen Menschenland.
Doch heißer sehnte keine
Sich nach des Himmels Blau,
Als die verliebte kleine,
Die jüngste Seejungfrau.
Der Prinz, für den in Feuer
Ihr ganzes Herzlein stand,
Saß hinterm Burggemäuer
Im Schloß am Meeresstrand.
Oft schwamm sie zu den Pforten
Mit glühendem Gesicht;
Den Liebsten sah sie dorten,
Er aber sah sie nicht.
Durch dichte Schlinggewächse,
Wo trüb die See gerinnt,
Schwamm sie zur Meereshexe:
Mach mich zum Menschenkind! –
Der Fischschwanz war verschwundene
Doch nahm den Fluch sie mit,
Es werde scharfe Wunden
Ihr schneiden jeder Schritt,
Und mangeln eine Seele
Werd' ihrem Menschenleib,
Wenn nicht der Prinz sie wähle
Zum ehelichen Weib.
Sie zagte nicht, zu scheiden
Vom heimatlichen Meer,
Trug lächelnd alle Leiden;
War doch die Heimat Er!
Ihm folgte sie beim Wandern
In Sturm und in Gefahr
Und – sah mit einer andern
Ihn schreiten zum Altar.
Da war verspielt ihr Leben;
Sie warf sich in die See –
Um draus hervorzuschweben
Mit Flügeln weiß wie Schnee.
Befreit von jedem Fehle
Entflog sie himmelwärts:
Sie hatte sich die Seele
Erkämpft durch Lieb' und Schmerz. |