Die Rosen im Gärtchen, die dunklen und bleichen,
Erblühten schöner mit jedem Jahr
Und grüßten lächelnd als ihresgleichen
Ein artiges Zwillingsschwesternpaar.
Das tummelte gern sich in Wald und Gefilden
Und wußte, daß keine Gefahr ihm droht;
Schneeweißchen, die sanfte, vereint mit der wilden,
Der übermütigen Rosenrot.
Die Tiere, die friedlich im Forste sich nähren,
Die waren ihnen vertraut und wert;
Sie hatten sogar einen zottigen Bären
Im Winter geduldet am wärmenden Herd. –
Einst trafen sie wieder den garstigen Zwergen,
Den öfter sie schon aus Nöten befreit,
Und der sich durchaus nicht bemüht zu verbergen,
Wie fremd seinem Herzen die Dankbarkeit.
Er hatte sich just an Gold und Juwelen,
Dem blinkenden Horte das Auge gelabt,
Den einem verwunschenen Prinzen zu stehlen
Er nicht das geringste Bedenken gehabt.
Nun wollt' ihn ein Adler als leckere Beute
Forttragen; sie kämpften den Wimmernden frei;
Doch rief er voll Grimm: Nichtsnutzige Meute,
Ihr reißt mir die sämtlichen Kleider entzwei!
Da hörte man hinter den Büschen ein Brummen:
Was schiltst du die Holden, du schändlicher Dieb?
Und schleunigst brachte den Wicht zum Verstummen
Des Bären wuchtiger Tatzenhieb.
Ein Prinz erstand aus dem brummigen Petze,
Dem Pärlein dankend nach Pflicht und Gebühr:
Er schenkte den Schwestern des Gnomen Schätze;
Sie schenkten ihm duftende Rosen dafür. |