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Die Zeit geht zu geschwinden Schritt;
Ich kann nicht mit.
Ich, der so ganz unglaublich jung
Vor kurzem noch gewesen,
Empfind' es als gewagten Sprung,
Daß ohne Federlesen
Ich nun gereift und würdevoll
Ins Schwabenalter treten soll!
Ich rechne nach; es stimmt die Zahl.
Schon vierzigmal
Hat Jahr an Jahr sich angereiht –
Und doch ist's unverständlich:
So kurz erscheint Vergangenheit,
Die Zukunft schien unendlich.
Hätt' ich das früher nur bedacht,
Ich hätte manchmal haltgemacht.
Doch vorwärts, vorwärts flog mein Sinn
Im Traum dahin,
Voll Hoffnung, daß des Schicksals Huld
Stets reichre Gaben spende:
Die Jugend drängt mit Ungeduld
Zu ihrem eignen Ende,
Und wenn sie gern verweilen mag,
Dann kam gewiß ihr Abschiedstag.
Wohlan, noch ist es nicht zu spät
Für ein Gebet.
Dich, Göttin Zeit, bestürmt mein Flehn,
Nicht hastig hinzuschwinden,
Nein, auf ein Weilchen still zu stehn,
Wo wir uns jetzt befinden;
Denn dieser Tag erscheint mir fast
Wie vorbestimmt zur Mittagsrast . . .
Nicht vorwärts schaun und nicht zurück
Ist höchstes Glück.
Nicht Morgen mehr, nicht Abend schon,
So liebt's der Eintagsfalter;
Die Jugend noch nicht ganz entflohn
Und meilenfern das Alter.
Frau Zeit, befiehl der Sonne nun,
Im Scheitelpunkt sich auszuruhn.
Doch wehe, deinen raschen Lauf
Hältst du nicht auf.
Im gleichen Takt für mich verrinnt
Die Stunde wie für jeden,
Und in die braunen Locken spinnt
Sie seine Silberfäden.
Der Zeiger tickt, und ohne Ruh'
Führt mich sein Gang dem Abend zu. |