Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Festspruch
zur Silberhochzeit von Ernst und Therese Wichert.

      Nur ein befriedet Herz schafft Schön-Gereiftes. –
    Den Kampf der Leidenschaften muß es kennen:
Doch erst, wann durch des Ungewitters Wolken
    Die Sonne wieder brach, – dann wölbt sich erst
Des Regenbogens siebenfarb'ge Schöne. –

Ein Menschenalter lang hat unser Freund
Ernst Wichert fast allein, den Rittern ähnlich.
Die, einsam kämpfend, einst dies Land errangen
    In dieser Ostmark edler Kunst gepflegt.
Und niemals mögen seine Landsgenossen
    Genug ihm danken, der in Ernst und Scherz
Nicht nur das Schöne reichlich ihnen schenkte,
    Nein, der das Beste ihrer Eigenart
Verwirklicht hat in Leben wie in Kunst:
    Denn wenn man heut' an Isar und an Rhein
Ernst Wichert liest und lobt, lobt man Ostpreußen!
    Ihm eignet jener liebenswürd'ge Sinn,
Der gern das Schroffe meidet und das Grelle,
    Nie »der Natur Bescheidenheit verletzt«,
Das Unmaß fern hält und den Ueberschwang
    Und lächelnd das Gedörn am Lebenspfad
Mit leichten Händen aus einander biegt,
    Das Röslein pflückend, das darunter lauscht. –

Nur ein beglücktes Herz schafft frohe Werke!
    Die milde Klarheit und die Harmonie
Der Seele strahlt und tönet freundlich aus. –

Und dieses Glück schuf unserm Freund die Gattin,
    Die anmuthreiche, kluge, heit're Frau,
Die Tochter Salzburgs: mancher Zug (und Vorzug!)
    Süddeutscher Art hat sich in ihr vererbt. –
Es schmückt der Silberkranz heut' Beider Har:
    Der Lorber aber auf des Freundes Stirn, –
Er wäre nicht so frisch, so reich belaubt,
    Wär' Frau Therese seine Muse nicht:
Heil ihnen Beiden drum: unscheinbar sind sie.


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