Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Die Nonne.

                    »Sie führten mich an den Altar,
    Weil Dir mein Herz gehört,
Und schnitten mir mein wallend Har,
    Weil's Deinen Sinn bethört,
Und hüllten Nacken und Gesicht
    Mir tief in Schleier, schwarz und dicht.

Sie pred'gen mir von ihrem Gott:
    Ich aber glaube Dich!
Sie lieben den Herrn Zebaoth,
    Ich aber liebe Dich! –
Sie tragen Kreuz und Scapulier,
    Ich eine Locke schwarz von Dir.

Und singen sie von Grabesruh',
    Dann schleich' ich aus dem Chor:
Wann endlich, endlich, kommest Du,
    Und sprengst dies Gitterthor?
Ach! wieder lischt der Sonne Licht!
    Und wieder, wieder, kamst Du nicht.

Wo Du auch weilst, geliebter Mann!
    Gewaltig ruf' ich Dich: –
Will mit Dir theilen Fluch und Bann,
    Und sterben mit Dir will ich.
Ach! eile, haste her zu mir
    Und trag' mich selig fort mit Dir.

Horch! Schallt's nicht fern wie Rossestritt?
    Klirrt's nicht wie Schwertesklang?
Und sieh! wer jagt im tollen Ritt
    Heran vom Bergeshang?
Er ist's! er ist's! o, Seligkeit,
    Nun endet all mein Weh und Leid.

Ihm grünt im Har der Eichenkranz,
    Und leuchtend flammt sein Stahl: –
Sei mir gegrüßt im Siegesglanz!
    Gegrüßt sei, mein Gemahl!
Schon weicht das Thor, schon bricht das Erz, –
    Zieh mich auf's Roß – nimm mich an's Herz! –«

Verstummt ist Betgesang und Chor,
    Der Abendgruß verhallt: –
Am grünummosten Gitterthor
    Da liegt sie stumm und kalt.
Der Schleier wallt im Mondenlicht
    Um's bleiche Todtenangesicht.


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