Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Verschneit.

        »Leb' wohl, leb' wohl, mein süßes Glück,
    Wie ist's im Schnee so kalt!
Leb' wohl und kehr' in's Dorf zurück,
    Schon finstert's rings im Wald.«

Noch einen Blick, noch einen Gruß,
    Noch einen Wink der Hand,
Und fürder trägt sein leichter Fuß
    Ihn in's entlegne Land.

Wie ist der Wald so tief und weit! –
    Sein Aug' hat deß nicht Acht,
Verschneit die Pfade tief und breit,
    Und leise sinkt die Nacht.

Er irrt bei blassem Mondesstrahl
    Im stillen Wald umher,
Er ging den Weg so viele mal,
    Jetzt kennt er ihn nicht mehr.

Schon flirrt's und wirrt's ihm durch den Sinn
    Wie kurzer Irrlichtschein.
»Was huschet durch den Tann dahin
    So lautlos und allein?«

Nun zieht's wie eis'ger Todestraum
    Durch seines Herzens Gluth:
»Was ist's, das unter'm Tannenbaum
    Im Schnee dort unten ruht?

Mein Liebchen ist's, wie Schnee so weiß,
    Was ist Dein Mund so kalt! –
Du bist so stumm: – bist starr wie Eis,
    Komm, laß uns ruh'n im Wald!«


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