Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Zum Geburtstag meiner Schwester.

(25. März: »Mariä Verkündigung kommen die Schwalben wiederum«.)

        Schwebe, Du schwirrende,
Schwarz-schwingige Schwalbe,
Zur schönen Schwester:
Des Bruders bist Du
Und Baldurs Botin:
Gern gönnt sie Dir Gastrecht:
Frühling erfreut sie. –
War's doch ein wonniger,
Sonniger Sonntag
In mildestem Märzen:
Falter flogen,
Behende Bienen
Im grünenden Garten:
In Hecken hüpfte
Süßen Gesanges
Die braune Brunelle
Und, am Springbrunn spielend,
Rief Rothkehlchen,
Seit lange mein Liebling,
Sein lieblich lautendes Lied.

Da kam mir die Kunde:
»Laß nun die Lanze!
Hebe den Helm ab«: –
Denn, ein Ritter, rannt' ich,
Durch's Gefild im Gefecht
Mit unendlichen Feinden! –
»Komm' in die Kammer:
Es brachten dem Bruder
Ein schwarzes Geschwister
Schwirrende Schwalben.«

Seither sind mir
Nahe genachbart
Dicht in Gedanken
Schwester und Schwalbe!

Schwarz, schwebsam und schlank,
Auch – verhalten – heftig
Und geschwind wie die Schwalben
Schien stets mir die Schwester.
Und vielfach verflocht ich
Mit Frühling und Freuden
Des Lenzes das liebe,
Bräunliche Bild. –

Und so soll Dir selbst in der Seele
Leben leuchtender Lenz:
Jauchzender Jugend
Hochherrlicher Herzschlag
Und Dichtung Dir dauern,
Auch wann der Winter
Des Alters einst
Schnee dir schneite
Auf den schwarzen Scheitel,
Schönste der Schwalben. –


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