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Viel Dank, Ihr güt'gen Herren, daß Ihr mich
In Eure schöne Zunft habt aufgenommen!
Schon recht betagt ist der Gesell und sollte
Wohl längst sein Meisterstück geliefert haben:
Doch dazu hat es nicht gereicht: Gesell
Bleib' ich mein Lebtag, Meister werd' ich nie! –
Denn Meister sind die Gottbegnadeten,
Die, schöpferisch, das Hergebrachte sieghaft
Mit Eigenartigerem überholen,
Wegbahnend ihrem Volk und ihrer Zeit
Ein Neuland, wie Eroberer, gewinnen:
Das ist des Genius stolzes Recht und Kennmal!
Mir ward die mittlere Begabung nur,
Die auf dem staub'gen Heerweg mühsam wandert,
Kein Schwingen-Schwung hoch zu den Sternen trägt.
Doch auch schon dies ist Glück: in Selbsterkenntniß
Sich ohne Groll und ohne Neid bescheiden,
Und treu und fleißig die beschränkte Scholle,
Die in dem Reich der Kunst mir zugetheilt,
Mit liebevoller Hingebung zu pflegen:
Aus dem gegebnen Stoff das Beste schaffen!
Und das gelob' ich Euch, Ihr tapfern Herrn:
Nie andren Zweck als dem des Schönen will ich,
Der reinen Kunst, so gut ich sie verstehe,
Mit allen Kräften dienen meines Geistes:
Das Häßliche, das Niedre, das Gemeine
Soll mir in Kunst und Seele niemals dringen,
Und gleich wie Schiller soll und Goethe mir
Die Dichtung sein ein priesterlich Geschäft:
Ein Opferdienst im Weihethum des Schönen. |