Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Rettung.

            Sie kamen aus der Kapelle,
    Der Fürst und sein bräutlich Gemahl: –
Sie schritten über die Schwelle
    Hinauf in den festlichen Sal.

Dahinter, im Hochzeitreigen,
    In der Gäste buntem Schwarm,
Ging Einer in Trauer, mit Schweigen,
    Den traf ihr Blick so warm.

Und als sie die Stufen erstiegen,
    Da flüstert sie: »Rette mich!
Was lang' meine Lippen verschwiegen,
    Nun hör's: ich liebe nur Dich.«

Da dacht' er mit wilden Schmerzen
    An Treu' und Ehren-Pflicht:
Den Tod trug er im Herzen,
    Die Rettung fand er nicht!

Schon sah er vom Sitz sich erheben
    Den Fürst und sein bräutlich Gemahl,
Sein Herz that pochen und beben,
    Er griff an den scharfen Stahl.

Und rasch, mit entschloßnem Grimme,
    Trat er vor die zitternde Braut
Und rief mit heiserer Stimme:
    »Mit dem Falschen bist du getraut!«

Zur Seite stieß er den Fürsten:
    »Fluch über erzwungenen Bund!
Nicht soll verglüh'n und verdürsten
    Nach Glück ihr Herz und Mund.

Des Königs ärmster Reiter
    Und Dein Liebster doch bin ich!
Dein Beschützer, Dein Begleiter:
    In die Freiheit führ' ich Dich!« –

Und wie der Blitz ein Blinken –
    Zwei Herzen traf ein Stahl: –
Sie umschlangen sich im Sinken,
    Und Stille füllte den Sal.


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