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I. | |
Noch singt in Frühlingsabendstunden Im schönen Lande der Burgunden Das Volk die traurig-schönen Kunden, Die heut' ich euch erzählen will. Doch weicht von mir, ihr Herzgesunden! Nur wer da kennt der Minne Wunden, Der lausche mir: verstehend, still. Denn das ist doch das tiefste Beben Drum preis' ich dich vor allem, Stäte, |
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II. |
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So sang der verrathene Troubadour, Als Blanchefleur brach ihren Schwur: »Nun ist Dir wohl! Nun ist's vorbei! Dein Beicht'ger sprach den Segen: Du hast bereut! Dein Aug' blickt frei, Und in der Zucht Gehegen Gehst Du auf sichern Wegen! Kaum zischt noch eine Neiderin: Denn nun versiehst du lobesam Doch, bricht der Mond aus Wolken vor, Schaust Du den Stern im Abendroth, O Blanchefleur, dann hilft Dir's nicht, |
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III. |
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Nie hat ein Feindes Schwert mir Schreck geblitzt, Nie Feindes Speer mehr als die Haut geritzt: Die Todeswunde, die mein Herz muß klagen, – Geliebte Hände haben sie geschlagen! – |
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IV. |
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Ja, wenn ich könnte vergessen Dein, Dann würd' ich wieder genesen! Des blauen Auges sanften Schein, Das holde Lächeln, das Näslein fein, Des Har's kleinwelliges Sonnengold, – Den schwebenden Schritt, so anmuthhold, All' Dein liebreizendes Wesen: Dann würd' ich wieder genesen! Doch ach! Wie könnt' ich vergessen Dein! Und Dein holdseliges Wesen! Und könnt' ich vergessen! – ich sagte: Nein! Viel lieber nimmer genesen! – |
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V. |
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Wehe dir, schöne Verrätherin, weh! Sei mir verflucht vom Wirbel zur Zeh! O nein! O nein! Noch in Todespein, – Dein holdes Haupt soll gesegnet sein Und deine falsche Seele gesegnet: O heil mir, daß du mir begegnet! Für jeden Blick Dank, jedes Wort Und auch für Deinen Menchelmord! |
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VI. |
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Ach, ich sollte von Dir flüchten – Und bei Dir nur möcht' ich sein! Ach, ich sollte Dich vergessen – Und ich denke Dich allein! Ach, so oft ich Dein gedenke, Sollt' ich Dich verwünschen stets: – Und ich hauche deinen Namen Mit der Andacht des Gebets! – – |
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VII. |
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Greif aus, mein Rapp, mit Springen: Gesiegt muß heute sein! Hei, scharfe Feindesklingen – Hinein, mein Roß, hinein. Von ihres Schlosses Zinne Um ihren Stolz nur bangt sie, Greif aus, mein Rapp, mit Springen! |
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VIII. |
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O wie war ich so froh um den Kranz auf dem Har: Ihn hatte ja Sie mir gegeben! O wie war ich so froh um das Schwert in der Hand: Ich durft' es für Sie erheben! – O wie bin ich so froh um den Pfeil in der Brust: – Für Sie verblutet mein Leben: Sie aber wird lächelnd über mein Grab, Zu beglücken den Andern, schweben! – |