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Noch ist's nicht lang', da scholl mein Saitenspiel
Bei schönem Jubelfest zu Deinem Preis:
Du hast im Leben nie gefeiert viel, –
Drum wirst Du viel gefeiert, edler Greis!
Schon wieder bist Du Jubilar, Lagide,
Und schüchtern nah' ich mich mit neuem Liede.
Du schriebest dazumal: »Theil Eins de fide«. – – –
Bei jenem Büchlein ist's nun nicht geblieben:
Du wardst vielmehr ein mächtig Kirchen-Wesen
Und hast so schön, gelehrt und viel geschrieben, –
Es müssen's alle Theologen lesen!
Wie die Beweibten, also auch die Ledigen,
Ob sie noch gar nicht, ob bei Hof schon predigen,
Ob sie die Welt erbau'n, ob schädigen,
Die grimmigen nicht minder als die gnädigen.
Doch auch den Laien, weltlichen wie frommen,
Wird solche Lesung sehr zu Nutzen kommen,
Weil Du zwar fromm, jedoch auch weise bist.
(Das trifft nicht stets zusammen, lieber Christ!) –
Zielt mancher auch nach Dir mit gift'gem Bolze
Und möcht', wie Huß, dich brennen von der Erden: –
Erschrick nur nicht vor solchen Zorngebärden:
Deshalb erhöht man jetzt den Zoll vom Holze,
Damit die Scheiterhaufen seltner werden! –
Doch wollt' ich nichts zu Lob noch Trost Dir sagen:
Du hast's nicht nöthig, Gott sei Dank, zum Heil:
Nur ganz ergebend wag' ich anzufragen:
Wie steht's denn mit: »de fide, zweiter Theil«?
Du schriebest nur: »de fide naturali«, –
»De fide revelata« folge nach: –
Gedenkst Du, was, cum risu infernali,
Von Deinen Prüfern damals Einer sprach?
»Ha, dieser zweite Theil wird nie geschrieben!«
Ist's nun bei diesem Wort des Spotts geblieben?
Ich sage: Nein! Du löstest Deinen Schwur:
Denn fides heißt auch »Treu'«, nicht »Glaube« nur.
Du selber hast die Treue offenbart,
Die Du im Herzensgrunde tief gewahrt:
Du bist Dir selber immer treu geblieben,
Dir und der Wahrheit treu durch alle fata:
Das ist viel mehr, als hättet Du ihn geschrieben,
Den »zweiten Theil: de fide revelata«! |