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Die Rheinschiffer

Von Otto Anthes

Die ersten Schollen treibt der Rhein.
Was Schiff heißt, ruht im Hafen.
Und die Schiffersleute, die braven,
Die liegen in den Tag hinein
Und schlafen.
Und gähnen durch den Nachmittag.
Aber beim ersten Glockenschlag,
Der zu der Abendkirche ladet –
Den Flausrock an, der hält schon warm,
Dann das Gesangbuch untern Arm,
Ein Stümpfchen Kerze eingesteckt,
Den Spitz aus seinem Traum geweckt
Und durch den Schnee gewatet.
Die alten Weiber, zwei und zwei,
Der Küster schafft im Chore,
Und oben auf der Empore
Sitzen die Schiffer in langer Reih,
Ein bißchen scheu,
Ein bißchen fremd im Gotteshaus.
Aber ihr Flüstern wie Windsgebraus,
Wie Knarren in den Stangen
Anhebt die Orgel, dünn und hell.
Entzündet jeder sein Kerzlein schnell
Und tröpfelt's fest. Eine Pause groß –
Und dann wie Wetter fegt es los:
Wie soll ich dich empfangen?
Nun bläst man sacht sein Lichtlein aus.
Der Orgel entfährt noch ein Quarrer.
Still werden die Huster, die Scharrer
Und rutschen tiefer in den Flaus.
Und dann der Pfarrer
Mit frommer Kunst die Worte rollt:
Wie ihr den Christ empfangen sollt!
Den Schiffern gar so eigen ist:
Sie schämen sich der Sünde wohl –
Den Sommer ging das auch zu toll –
Und freun sich doch der lieben Zeit
Und daß man nach so langer Frist
Wieder einmal beim Herrgott ist.
Das macht das Herz so warm, so weit,
Daß man nur still sein Sacktuch hißt
And schwimmt in süße Schläfrigkeit –
Zu Kindern Kommt der heilige Christ.

s. Bildunterschrift

Gräfin Clara Matuschka-Greiffenclau, St. Urban in den Weinbergen.


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