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Drusus' Tod

Nach der Sage auf der Saalburg.

Von Karl Simrock

Drusus ließ in Deutschlands Forsten
Goldne Römeradler horsten,
An den heil'gen Göttereichen
Klang die Axt mit frevlen Streichen.

Siegend fuhr er durch die Lande,
Stand schon an der Weser Strande,
Wollt' hinüber jetzt verwegen,
Als ein Weib ihm trat entgegen.

Übermenschlich von Gebärde
Drohte sie dem Sohn der Erde:
»Kühner, den der Ehrgeiz blendet,
Schnell zur Flucht den Fuß gewendet!

Jene Marken unsrer Gauen
Sind dir nicht vergönnt zu schauen,
Stehst am Markstein deines Lebens,
Deine Siege sind vergebens.

Säumt der Deutsche gerne lange,
Nimmer beugt er sich dem Zwange,
Schlummernd mag er wohl sich strecken,
Schläft er, wird ein Gott ihn wecken.«

Drusus, da sie so gesprochen,
Eilends ist er aufgebrochen,
Aus den Schauern deutscher Haine
Führt er schnell das Heer zum Rheine.

Vor den Augen sieht er's flirren,
Deutsche Waffen hört er klirren,
Sausen hört er die Geschosse,
Stürzt zu Boden mit dem Rosse.

Hat den Schenkel arg zerschlagen,
Starb den Tod nach dreißig Tagen.
Also wird Gott alle fällen,
Die nach Deutschlands Freiheit stellen.


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