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Was für ein Strohwisch dort, der auf der Spitze der Buhne mitten aus dem Wasser ragt? – deuten die Fremden ...
Und meinen den Weidenbusch drüben auf der Kribbe, in dem noch die Schlammnester der Überschwemmung kleben.
Eine Weide, die in den Wogen lebt? In den Steindamm eingemauert, wie in grausamer Vorzeit das lebendig in den Bau gemauerte Kind?
Sie erstickte nicht! Sie grünt ... Schaukelt verinselt im andern Element, ferngerückt der Festlandwelt, in der sie einst gewurzelt.
Packeis zerfetzt sie ... Mit ihren eingewachsenen Gerten treiben die Schollen davon ... Leichen bleiben an ihr haken und kämmen sie ab mit unfühlender Krallenfaust ... Überschwemmung schält sie mit schrammendem Baumstamm ... Kalmus und Rohr verkrusten in ihrem Rechen ...
Allein – sie ist über die Grenzen des Weidendaseins hinausgeschritten, über sich selbst hinaus in das Reich des Unfaßbaren, Fließenden. Im Bodenlosen schwankt ihr Fuß ...
Für jeden abgedrosselten Ast schießen zwei andre hervor, für jede zerpeitschte Gerte wächst ein Paar.
Kein Vogel baut sein Nest in ihren Zweigen. Keine Biene findet vom fernen Ufer zu den vollen Pollen ihrer gelben Kätzchen her. Sie streut das Gold ihres Samens auf den Spiegel unfruchtbarer Flut.
Allein – sie dauert. Wenn vom Sog vorüberschaufelnder Dampfer die Wogenwalze über den Kribbendamm rast, in berghohem Kamm, als müßte der Busch im nächsten Augenblick entwurzelt auf der schäumenden Fläche schwimmen – so schaukelt die Flutwelle nur sein aufgelöstes Haar, und hinter ihr unverwüstlich schwebt der grüne Strauß überm Strom ...
Taucht hoch hervor, taucht tief hinab, und der Schiffer liest den Pegelstand an ihm, wenn er drüben auf der Reede den Schleppkahn lädt ...
Seine halbversunkene Kugel betonnt dem Schlepper den Fahrweg, wenn Hochwasser Klippen und Kribben, Bojen und Baken begräbt ...
Seine Schattenfahne wahrschaut dem Steuermann noch den Kurs, wenn er in Nebel und Wetter die Verwechslung der Ufer verlor ...
Nach seinem Umriß schaut der Kapitän im Morgengrauen, bevor er zur Abfahrt auf die Glocke schlägt ...
Lampe und Leuchtturm der Menschenwelt, Türmer und Wahrschauer ihren Flotten, ein Stern dem schiffigen Volk – ist er über die Grenzen des Weidendaseins hinausgeschritten und ragt und wirkt in fremde Sphäre hinein: Unwissend!
Nichts als sein schaukelndes Spiegelbild, das bernsteingrüne, sieht er unter sich in der Wellentiefe, während er die Räder einer andern Welt in Bewegung setzt, die sich stromauf und stromab an ihm vorüberdrehn.