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»Ich will dir ein Bild aus Frankfurt geben!« sagte der Mond. »Ich betrachtete dort besonders ein Gebäude; es war nicht Goethes Geburtshaus, auch nicht das alte Rathaus, wo durch die vergitterten Fenster noch die gehörnten Schädel der Ochsen hervorragen, die bei der Kaiserkrönung gebraten und zum besten gegeben wurden; es war ein bürgerliches Haus, grün angemalt und armselig, an der Ecke der engen Judengasse, es war Rothschilds Haus. Ich sah durch die offene Tür hinein, das Treppenhaus war hell erleuchtet; da standen Diener mit brennenden Lichtern in massiven Silberleuchtern und verbeugten sich tief vor einer alten Frau, die in einem Tragstuhl die Treppe herab gebracht wurde. Der Besitzer des Hauses stand mit entblößtem Haupte da und drückte einen ehrerbietigen Kuß auf die Hand der Alten. Es war seine Mutter, sie nickte ihm und den Dienern freundlich zu, und sie brachten sie in der engen, dunklen Gasse in ein kleines Haus; da wohnte sie, da hatte sie ihre Kinder geboren, von da war ihr Glück aufgeblüht; verließ sie die verachtete Gasse, das kleine Haus, so würde das Glück auch sie vielleicht verlassen; das war nun einmal ihr Glaube.« – Der Mond erzählte nicht mehr; allzu kurz besuchte er mich heute abend, aber ich dachte an die alte Frau in der engen, verachteten Gasse; nur ein Wort von ihr, und sie hatte ihr glänzendes Haus an der Themse; nur ein Wort von ihr, und ihre Villa lag an Neapels Golf. »Verließe ich das geringe Haus, wo meiner Söhne Glück entsprang, so verließe sie vielleicht das Glück!« Das ist ein Aberglaube, aber von der Art, daß, wenn man die Geschichte kennt und das Bild sieht, man nur, um es zu verstehen, die beiden Worte darunter zu setzen braucht: »Eine Mutter!«