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Die drei Raben

Von Leo Sternberg

Es sitzen drei Raben – ihr Schnabel ist grau und alt –
Auf der ältesten Eiche im Westerwald.

Sie sitzen mit silberner Kronen Last
Auf kahlgeschältem, krummem Ast.

Der ragt überm Schnee, wie aus Grab und Gruft,
In die frostig gerötete Bergabendluft.

Und der eine sagt: »Es ist ein Jahrtausend her.
Da ließ ich ein Samenkorn fallen im Schnee und sah es nicht mehr.

Und eh nicht ein Kind in der Wiege gewiegt,
Die aus dem Eichenstamm gefügt,

Der aus dem Samenkorne sproß –
Eh darf ich nicht heimkehren in mein Vaterschloß.«

Sagt der zweite: »And wenn das Kind mit seiner Tränen Weh
Einen Gang gewaschen durch die Berge von Schnee

Und zu dem versunkenen Paradiese dringt,
Und die eingefrorene Glocke plötzlich klingt,

Tiefinnen klingt mit verschüttetem Klang –
Dann holen mich Wagen und Roß und der Zauber zersprang.«

Sagt der dritte: »Und schaufelte wieder Schnee über alle der Tod,
Und es wächst eine Rose rot

Aus dem Herzen des Letzten über das weiße Grab,
Und der Tod schlägt die Sense danach, doch der Schlag prallt ab

Und die Sense des Todes zerschellt –
Dann reite ich heimwärts über das demantbestäubte Feld.«

Und während sie sprachen – in leis-leisem Fall
Tränenglitzernd rieselte auf sie der Schneekristall,

Bis sie schliefen im Monde ... Im Mond silbergrün
Sah ich heut nacht die Zacken der Kronen glühn ...


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