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Der Mönch von Limburg

Von Leo Sternberg

Du gabst meinem Körper die Pest, daß meine Seele klinge!
Gabst meinem krebszerfressenen Mund,
O Gott, meiner Kehle, röchelnd und wund,
Das Lied, das sie droben im Dome singen –
Mai, Mai, Mai, du hohe Zeit!

Von dem Felsen des Doms, der aus Wassern sich türmt,
Werfen sie mir entfernt das Brot
Auf die Insel herab ... Meine Nähe ist Tod –
Und doch hat mein Lied das Ufer erstürmt!
Mai, Mai, Mai der Welt!

Die Augen erloschen ... Nicht spiegelt der Fluß
Den leeren Höhlen Himmel und Bucht.
Ich brauche keine Klapper ... Flucht vor mir, Flucht ...
Doch – bin ich nicht weltdurchfliegender Kuß?

Ich, Mailoser, singe Mai und es fängt für euch an zu maien,
Ich, Grindbedeckter, schalmeie die Lust
Der Umarmung und ihr stürzt euch an die Brust –
Hinweg! Nicht länger soll uns die Pest der Welt entzweien!

In Brand – meine Insel! ... Ich praßle hinaus ...
In Asche, du Fäulnis! ... Versinke im Strom,
Du Klapper des Grauens! ... »Willkommen, Willkomm!«
Aus Fenstern und Türen ... Ich wohne bei Menschen im Haus!
Mai, Mai, Mai der Welt!


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