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»Hoho, Bauer, so kommst du mir kein zweites Mal! Du meinst wohl, weil ich ein Findelkind bin und seit achtzehn Jahren nichts von Vater und Mutter weiß, du könnest mit mir umspringen, wie es dir gefällt? So wahr ich Rupprecht heiße: mich hast du zum längsten gesehen . . .
Die Welt ist groß; und einen Meister, wie du bist, finde ich im Tag zweimal. Soll mich wundern, ob dir nicht der Daumen steif wird, wenn du auf einmal doppelt so viel Kühe zu melken hast! Und dann im Heuet, da kannst du's schon gar nicht mehr allein erschinden; da wirst du erfahren, was meine zwei Arme werkten, wenn dir die Augen darüber aufgehen, was deine beiden nicht mehr zustande bringen . . .
Jetzt ist Frühling und gerade die rechte Zeit, um sich in der Welt etwas umzutun, bevor man sein Leben lang wie ein Hund an der Kette liegt. Wundert mich nicht, daß jetzt Buben und Mädchen nach dem heiligen Land ziehen! Ich bin schon im heiligen Land, wenn ich nur nicht mehr bei dir bin und der geizigen Hexe, deinem verlausten Weibe. Und lieber, als dein Vieh hüten, will ich etwas zu den kleinen Kindern schauen, die da mit der großen Herde trippeln. So wie es ein rechter Knecht Rupprecht tut . . .
Du lieber Gott, wie mag's wohl dem Brüderchen und Schwesterchen ergehen, die heute früh hier durchzogen und sich so gläubig bei der Hand hielten! Ob sie noch rechtzeitig einen größeren Trupp erreichen, eh' ihnen ein Leid zustößt? Hätt' eigentlich gleich mit ihnen gehen und sie führen sollen . . .
271 Dann hättest du mir auch nicht mehr sagen können, ich sei ein Hurensohn! Wollen jetzt sehen, ob ich nicht so ehrlich durch die Welt komme wie jeder andere, an dessen Wiege ein Dutzend Vettern und Basen ihren Senf abgegeben haben! Ja, zum Teufel: das will ich doch einmal probieren . . .«