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Die Verfolgung nach dem Treffen bei Weißenburg muß keine besonders rasche und energische gewesen sein, denn die Deutschen hatten am Abend des 4. August jede Fühlung mit dem Feind verloren. Dieser konnte entweder in der Richtung nach Hagenau, oder am Fuße des Hochwaldes gegen die Sauer oder auch durch die Scharrhohl nach Bitsch entronnen sein. – Daß aber auf der Hagenauer Straße kein Rückzug stattgefunden hatte, wußte man, und so wurden größere Rekognoszierungen beschlossen und zugleich alle Maßregeln getroffen, um sowohl nach Süden als nach Westen schlagfertig auf dem Plan zu stehen.
Das II. bayerische Armee-Korps: Ritter von Hartmann; 3. Infanterie-Division: v. Walther: 5. Inf.-Brigade v. Schleich: 6., 7. Inf.-Regt., 8. Jägerbat., 6. Inf.-Brig. Boerries v. Wißell: 14., 15. Inf.-Regt., 3. Jäger-Bat., 1. Chevauleger-Rgt., 24 Geschütze; 4. Infant.-Division: v. Bothmer: 7. Inf.-Brigade v. Thiereck: 5., 9. Inf.-Rgt., 6. Jäger-Bat., 8. Inf.-Brig. Maillinger: 5. Inf.-Bataillon, 5. Jäger-Bat., 10. Jäger-Bat., 2. Chevauleger-Rgt., 24 Geschütze; Ulanen-Brigade: 1., 2. Ulanen-Rgt., 5. Chevauleger-Rgt., 6 Geschütze; Artillerie-Reserve: 42 Geschütze, 3 Pionier-Komp. – sollte nach Lembach marschieren und von dort aus die Gegend nach der Sauer und nach Bitsch rekognoszieren und beherrschen.
Das V. Armee-Korps von Kirchbach: 9. Inf.-Division v. Sandrart: 17. Inf.-Brig. v. Bothmer: 3., 4. Pos. Inf.-Regt., 18. Inf.-Brig. v. Voigts-Rhet: König-Gren.-Regt., 2. Riederschles. Inf.-Regt., 1. Schles. Jäger-Bat., 1. Schles. Dragoner-Regt., 24 Geschütze, 1 Komp. Pioniere; 10. Inf.-Division v. Schmidt: 19. Inf.-Brigade v. Henning: 1. Westpreußisches Gren.-Regt., 1. Niederschl. Inf.-Regt.; 20. Inf.-Brigade Walther v. Montbary: Westf. Füs.-Regt. Nr. 37, 3. Niederschl. Inf.-Regt., Kurmärk. Drag.-Reg., 24 Geschütze, 2 Komp. Pioniere; Korps-Artillerie: 36 Geschütze – sollte sich nach Preuschdorf bewegen mit Front gegen Süden. Das XI. Armee-Korps v. Bose: 21. Inf.-Division v. Schachtmajer: 41. Inf.-Brig. v. Koblinski: Hess. Füs.-Regt. Nr. 80, 1. Nass. Inf.-Regt. Nr. 87; 42. Inf.-Brigade v. Thile: 2. Hess. Inf.-Regt. Nr. 82, 2. Nass. Inf.-Regt. Nr. 88, Hess. Jäger-Bat., 2. Hess. Husaren-Regt., 24 Geschütze, 1 Komp. Pioniere; 22. Inf.-Division v. Gersdorff: 43. Inf.-Brigade v. Kontzki: 2. Thür. Inf.-Regt., 6. Thür. Inf.-Regt., 44. Inf.-Brigade v. Schkopp: 3. Hess. Inf.-Regt., 5. Thür. Inf.-Regt., 1. Hess. Hus.-Regt., 24 Geschütze, 2 Komp. Pioniere; Korps-Artillerie: 36 Geschütze – sollte bei Sulz u. Wald stehen.
Das I. bayerische Armee-Korps v. d. Tann-Rathsamhausen: 1. Inf. -Division v. Stephan: 1. Inf.-Brig. v. Dietl: Inf.-Leib.-Regt., 1. Inf.-Regt., 2. Jäger-Bat., 2. Inf.-Brigade v. Orff: 2. Inf.-Regt., 11. Inf.-Regt., 4. Jäger-Bat., 9. Jäger-Bat., 3. Chevauleger-Regt., 24 Geschütze; 2. Inf.-Division v. Pappenheim: 3. Inf.-Brig. Schumacher: 3. Inf.-Regt., 12. Inf.-Regt., 1. Jäger-Bat., 4. Inf.-Brig. v. d. Tann: 10. Inf.-Reg., 13. Inf.-Regt., 7. Jäger-Bat., 4. Chevauleger-Regt., 24 Geschütze – bei Ingolsheim.
Die württembergische Felddivision v. Obernitz: 1. Feld-Brigade v. Reitzenstein: 1. Inf.-Regt., 7. Inf.-Regt., 2. Jäger-Bat.; 2. Feld-Brig. v. Starkloff: 2. Inf.-Regt., 5. Inf.-Regt., 3. Jäger-Bat.; 3. Feld-Brig. v. Hügel: 3. Inf.-Regt., 8. Inf.-Regt., 1. Jäger-Bat.; Kavallerie-Brigade: 1. Reiter-Regt., 3. Reiter-Regt., 4. Reiter-Regt.; Artillerie: 54 Geschütze, 2 Komp. Pioniere.
Die badische Felddivision v. Beyer: 1. Inf.-Brigade du Jarrys: 1. Leib-Gren.-Reg., Füs.-Bat. 4. Regts., 2. Gren.-Regt.; kombinierte 3. Inf.-Brig. v. Keller: 3. Inf.-Regt., 5. Inf.-Regt., 3. Dragoner-Regt., 24 Geschütze, 1 Komp. Pioniere; Kavallerie-Brigade von La Roche-Starkenfels: 1. Leib-Drag.-Regt., 2. Drag.-Regt.; Korps-Artillerie: 24 Geschütze.
4. Kavallerie-Division Prinz Albrecht von Preußen: 8. Kavallerie-Brigade v. Hontheim: Westpreuß. Kürass.-Regt. Nr. 5, Pos. Ulanen-Regt. Nr. 10; 9. Kavallerie-Brigade v. Bernhardi: Westpreuß. Ulanen-Brigade Nr. 1, Thür. Ulanen-Regt. Nr. 6; 10. Kavallerie-Brigade v. Krosigk: 2. Leib-Hus.-Regt., Rhein. Dragoner-Regt. Nr. 5, 12 Geschütze – standen bei Aschbach als Vorhut gegen den Rhein hinab. Das Hauptquartier wurde nach Sulz verlegt.
Am 5. August sollte die Kavalleriedivision die betreffenden Rekognoszierungen ausführen. Es patrouillierten Ulanen und Husaren hinunter nach Roppenheim, Suffelnheim usw. usw., trafen aber nirgends Spuren bedeutender und bedenklicher Streitkräfte. Andere Abteilungen schwärmten herauf in die Gegend der oberen Sauer, nach dem Hagenauer Forst, stießen aber auch nirgends auf Widerstand. Sie wagten sich in den Forst hinein, durch den Forst hindurch bis ganz nahe vor Hagenau. Dort an einer Brücke wurden sie von feindlichem Feuer begrüßt – machten kehrt – hörten aber das Pfeifen der Lokomotiven und das Dröhnen der Eisenbahnwagen und schlossen daraus, daß von Hagenau in nördlicher Richtung starke Truppenmassen transportiert wurden.
Andere Ulanenschwadronen suchten und fanden Spuren des Rückzuges am Rande des Hochwaldes, drangen zwischen Hölschloch und Biblisheim vor bis nach Gunstett, setzten über die Sauer, bemerkten dort drüben ein großes Truppenlager, vor welchem französische Lanziers auf und ab galoppierten, wollten auch diesen Reitern einen freundlichen »guten Morgen« wünschen, wurden aber durch starkes Infanteriefeuer angegriffen und von dannen gejagt. Bei Wörth erschienen die Ulanen gerade in der Stunde, wo der emsige Ratschreiber mit Bauern und Geniesoldaten an der Sauerbrücke herumhantierte, scheuchten die Patrioten in die Flucht, kamen später in größerer Abteilung wieder, erhielten Infanterie- und Granatfeuer – hatten aber Zeit genug gehabt, um zu bemerken, wie auf dem rechten Sauerufer droben auf den Fröschweiler Anhöhen große Truppenteile in Bewegung waren und ein starker Feind sich in fester Stellung verschanzte.
Das II. bayerische Korps hatte von Weißenburg herauf zahlreiche Spuren und Überbleibsel vom Rückzuge der Division Douay gefunden, in Klimbach an 100 zurückgelassene Verwundete, Biwaks usw.; hatte auch bei seinem Heranmarsch über Lembach gegen Mattstall mehrere kleinere Plänkeleien mit französischen Vorposten zu bestehen.
General v. Kirchbach war gegen Abend in Preuschdorf eingezogen (s. Daheim-Kalender 1875) und sollte dort erfahren, und konnte von der Dieffenbacher Höhe herab mit eigenen Augen konstatieren, daß auf der Hochebene bei Fröschweiler und Elsaßhausen zahlreiche Streitkräfte konzentriert und in Schlachtordnung aufgestellt wurden.
Man wußte also, wo der Feind zu suchen oder zu erwarten war: westlich hinter der Sauer. Es scheint indessen, daß der Kronprinz, wie schon erwähnt, nicht die Absicht hatte, am 6. August eine Schlacht zu liefern, sondern das Heer in westlicher Richtung einstweilen zusammenzuziehen und demselben einige Ruhe zu gestatten. Man war aber auf alle Eventualitäten gefaßt. – Die Vorpostenlinie der III. Armee lief längs der Sauer bis zum Nordrand des Hagenauer Forstes: die Vorposten des II. bayerischen Korps standen von Hirschtal über Mattstall bis zum Liebfrauenberg; die Avant-Garde des V. Armeekorps hielt Görsdorf, Dieffenbach und Gunstett besetzt; vom XI. Korps waren Truppen in Surburg, Ober- und Niederbetschdorf; die Württemberger beobachteten von Niederrödern aus die Gegend von Hatten und Rittershofen und die Badenser kampierten zwischen Bühl und Niederrödern.
So standen denn am Abend des 5. August beide Armeen schlagfertig, herausfordernd einander gegenüber; die Sieger von Königgrätz und der Held von Magenta, die Hand am Schwertgriff … ein welthistorischer Augenblick und sonderbar! Keiner schien entschlossen, am 6. August den Fehdehandschuh zuerst hinzuwerfen.
Man wollte ruhen, hüben und drüben; aber die Geschichte ruhte nicht – und noch vor Tagesgrauen sollte der Kanonendonner das düstere Signal geben, daß im höhern Regimente eine blutige Völkerschlacht beschlossen war.