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Mac Mahon, der große Held und Herzog von Magenta, hatte den Oberbefehl über das erste Korps der Rhein-Armee erhalten, und diese Wahl wurde von jedermann mit freudiger Zuversicht begrüßt; denn der Klang seines Namens, sowie der Ruhm seiner Taten war für den Schutz des Elsasses und für einen raschen, siegreichen Einfall in Süddeutschland von guter Vorbedeutung.
Er war jedoch in seinem Hauptquartier in Straßburg noch nicht eingetroffen und General Ducrot, der Kommandeur der ersten Division, der eine Reihe von Jahren Festungsgouverneur in Straßburg und Befehlshaber der französischen Truppen im Elsaß gewesen war, stand indessen auf dem Plan und leitete die Operationen und Bewegungen bis zur Ankunft des Marschalls. Die östlichen Departements waren bereits in Belagerungszustand versetzt worden; unaufhörlich brauste die Lokomotive auf der Eisenbahnlinie Hagenau-Bitsch-Saargemünd mit bedeutenden Truppentransporten an Reichshofen vorüber. Wir waren noch immer der Überzeugung, es gelte einen kühnen Angriff über Straßburg, Metz oder Saarbrücken: da erschienen am 22. Juli die ersten Soldaten in Fröschweiler. Es war eine etwa 40 Mann starke Abteilung vom dritten Husarenregiment. Sie hatten den Befehl, als sogenannte Grandegarde (Große Wacht) von unserer Hochebene aus das Sauertal, die Straße von Wörth an Dieffenbach vorüber nach Sulz und Wald, die Straße von Wörth durchs Liebfrauental über Lembach nach Weißenburg, sowie das Gebiet zwischen Fröschweiler, Langensulzbach, Mattstall, Lembach in nordöstlicher Richtung zu überwachen; auch etwaige kleinere Rekognoszierungen auszuführen.
Es war eine wehmütig freudige Bewegung im Dorfe, als diese ersten Verteidiger des Vaterlandes angeritten kamen. Das Landvolk hat ja überall, und besonders im Elsaß, eine warme Liebe zum Waffenrock, eine große Begeisterung für den Soldatenstand. Aus allen Häusern strömten die Leute zusammen und beschauten sich mit Rührung und Vergnügen diese schmucken Reiter in ihren zierlichen Uniformen, mit ihren Schnurrbärtchen, Säbeln und Pistolen, und die netten feurigen Pferde (bald waren es ungarische, bald arabische Pferde) mit den Husaren und den zwei Heubündelein auf dem Rücken. Das war ein gewaltiges Gaudium! Wie kam da so mancher, der auch einmal Soldat gewesen, und parlierte französisch in einigen Oui und Comment und wieder deutsch, wie er auch gerne mitginge, die Preußen dreschen zu helfen. Und wie stand da so manches Mütterlein, die einen Sohn bei der Armee hatte, welcher jetzt auch in den Krieg mußte, und meinte, die hellen Tränen in den Augen, ob er doch davon kommen würde, und wenn er nur jetzt auch da wäre, daß sie ihm noch ein paar Strümpfe und ein bißchen Geld und ihren segnenden Händedruck mitgeben könnte. Der eine oder der andere unter den Reitersmännern war wohl auch ein Ditscher, ein Elsässer oder Lothringer – doppelte Freude! Mit dem konnte man reden; der mußte erzählen, wo sie in Garnison gelegen, wo es jetzt hinaus sollte, ob wir's gewinnen würden, ob er nicht gar vielleicht den Jörri in Lyon, oder den Peter in Bar-le-duc gesehen? Und wie hat man die hungrigen, durstigen Waffenbrüder in die Häuser ausgenommen, sich gestritten, wer den oder jenen oder gar den brigadier oder den maréchal des logis beherbergen würde! – Es waren auch wirklich so herzig liebe Leutchen, diese Husaren, und sie mußten fort in den Krieg – wer weiß, wo sie kämpfen, bluten und sterben werden? Da soll uns gewiß kein Schoppen Wein zu tief im Faß, kein Gläschen Schnaps zu fest im Kruge, keine Speckseite zu hoch im Kamin, kein Ei zu lieb im Neste sitzen. Die sollen uns willkommen sein und liebevoll traktiert werden. Und in der Tat, es war eine Begeisterung im ganzen Dorfe, die man nicht beschreiben kann, ein Wetteifern, wer am längsten bei ihnen bleiben, am zärtlichsten sie bewirten könnte. Und als am Abend die grande garde an der Wörther Hohl biwakierte und die mutwilligen Renner, an kleine Pfähle angebunden, im Grase herumschnüffelten und die Speckomeletten lustig im Abendrot dampften und der Weinkrug schäumend unter den frohen Gesellen kreiste, das war ein still heimeliges Kriegsbild, wobei auch der friedlichstgesinnte Hanauer miteingestimmt hätte: »Was kann's Schön'res geben, als Soldatenleben?«
Später hat sich an der Wörther Hohl ein Kriegsbild aufgerollt, bei dessen Anblick die Haare sich sträubten und einem das Mark in den Gebeinen erstarrte.