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So war denn das Haus in ein Krankenheim verwandelt. Dies war ein harter Griff in ihre Sorglosigkeit hinein, aber sie nahmen es mit in den Kauf; keiner von ihnen verlangte mehr vom Dasein, als es bieten konnte.
Ellen war Tag und Nacht um die Kranke, bis das Schlimmste überstanden war; sie vernachlässigte Pelle und die Kinder, um sich Johannens anzunehmen.
»Du hast viel zu tun,« sagte Pelle bekümmert – »es endet noch damit, daß du mir krank wirst. Laß uns doch Hilfe nehmen.« Und da Ellen nichts davon wissen wollte, nahm er die Sache selbst in die Hand und veranlaßte Königin Therese, den Tag über draußen bei ihnen zu sein.
In wenigen Tagen ordnete Morten seine Angelegenheiten, gab seine Wohnung auf und zog zu ihnen hinaus. »Das soll dir doch nicht gelingen, so von mir wegzulaufen!« sagte er zu Johanne, die aufrecht im Bett saß und lauschte, wie seine Sachen nach oben geschafft wurden. »Wenn du nun wieder gesund bist, ziehst du in die große Mansardenstube hinauf, und dann wohnen wir beide oben und leben wieder gemütlich beisammen. Nicht wahr?«
Sie antwortete nicht, wurde aber dunkelrot vor Freude.
Ellen erhielt nun die Summe, die Morten im Monat für die Wohnung und den Haushalt zu verausgaben pflegte. Sie war ganz bestürzt, was sollte sie doch nur mit all dem Geld – das war viel zu viel! Jetzt brauchten sie wahrlich nicht mehr in Sorge um die Hausmiete zu sein.
Johanne wurde bald so gesund, daß sie ein wenig auf sein konnte; die Luft hier draußen hatte einen günstigen Einfluß auf ihre Nerven, und Ellen verstand es, sie in gute Stimmung zu versetzen. Der alte Brun schenkte ihr einen wunderschönen Liegestuhl aus rot und gelb gestreiftem geflochtenem Stroh; und wenn die Sonne schien, wurde sie auf den Rasen hinausgetragen. Sie lag da und sah dem Spiel der Kinder zu, zuweilen spielte sie auch von ihrem Stuhl aus mit und lag da und kommandierte die beiden nach allen Himmelsrichtungen hin. Svend Trost ließ sich gutmütig von ihr jagen, aber Schwester war etwas zurückhaltender. Sie konnte es nicht leiden, daß das fremde Mädchen Pelle Vater nannte; und wenn sie in neckischer Laune war, stellte sie sich in einiger Entfernung auf und stand dann da und wiederholte ein Mal über das andere: »Das ist gar nicht dein Vater, denn es ist mein Vater!« Dann mußte Ellen sie schelten.
In der Regel aber lag Johanne da und starrte in die Luft hinein mit einem Blick voll entsetzlichen Überdrusses. Eine kurze Weile ließ sie sich von etwas Neuem fesseln, aber das währte nur einen Augenblick, dann glitt der Blick wieder fort. Gesund genug zum Umhergehen war sie niemals; denn selbst wenn sie sich wohl fühlte, wollten die Beine sie nicht tragen. Brun kam jeden Nachmittag nach der Morgendämmerung hinaus, um sich nach ihr umzusehen, der alte Mann war tief ergriffen von ihrem traurigen Schicksal und hatte seine gewohnte Ferienreise aufgegeben, um ihren Zustand verfolgen zu können. »Wir müssen etwas für sie tun,« sagte er zu dem Arzt, der sich auf seine Veranlassung täglich einstellte, »ist da denn gar nichts zu machen?«
Aber der Arzt schüttelte den Kopf. »Sie kann es nicht besser bekommen, wie sie es hier hat«, sagte er.
Alle hatten sie lieb und taten, was sie konnten, um sie zu erfreuen. Brun brachte ihr immer etwas mit und kaufte kostbare Sachen für sie, schöne seidene Decken, die über sie ausgebreitet werden konnten, wenn sie im Garten lag, und ein prachtvolles, großes Korallenhalsband. Alles, was sie seiner Vorstellung nach nur wünschen mochte, bekam sie. Ihre Augen strahlten jedesmal, wenn sie etwas Neues bekam. »Nun bin ich eine Prinzessin in ihrem ganzen Schmuck«, flüsterte sie und lächelte ihm zu – um dann im nächsten Augenblick das Ganze zu vergessen. Sie liebte den alten Mann sehr, verlangte, daß er bei ihr sitzen sollte, und nannte ihn mit einem traurigen Anlauf zur Schelmerei Großvater. Aber sie hörte nicht nach dem hin, was er ihr erzählte; er konnte ruhig gehen, wenn die Kleinen herbeigeschlichen kamen und ihn zum Spielen mit aufs Feld hinaus haben wollten – sie bemerkte es nicht einmal.
Ach, nichts vermochte ihre Kinderseele mit ihrem armen, geschändeten Leib zu versöhnen, weder Liebe noch Schmuckgegenstände. Es war, als ekle ihr vor ihrer Hülle, als stünde sie da und grüble in das Blaue hinein, so weit draußen wie nur möglich, an einem dünnen Faden gefangengehalten, der nur durchgerissen zu werden brauchte. Sie wurde mit jedem Tage durchsichtiger, das sah man jetzt deutlich, wo sie die anderen Kinder neben sich hatte. Die aßen und gediehen für sie mit! Wenn Ellen nicht achtgab, kam Svend Trost herbeigetrippelt und aß Johannens Krankenkost auf, obwohl er, weiß Gott, nicht zu hungern brauchte! Johanne selbst sah ruhig zu – das Ganze war ihr so gleichgültig.
Es war ein ungewöhnlicher Sommer, trocken und sonnig; man konnte fast immer im Garten sein. Am Nachmittag pflegten sie sich dort zu versammeln, Ellen und Königin Therese waren dann im Hause fertig und setzten sich mit ihrer Handarbeit zu Johanne, und Brun saß da und unterhielt sie mit traulichem Greisengeplauder, während Johanne im Halbschlummer lag, das Gesicht der Gartenpforte zugewendet. Sie lachten und scherzten mit ihr, um sie in gute Laune zu versetzen; Brun hatte ihr eine Reise nach dem Süden versprochen, wenn sie sich beeilen wollte, wieder auf die Beine zu kommen, er erzählte ihr von der Sonne dort unten und von den herrlichen Trauben und Apfelsinen, die sie selbst pflücken dürfe. Sie antwortete auf das alles mit ihrem trüben Lächeln, als wisse sie nur zu gut, was ihrer harre. Das dunkle, schwere Haar ward zu einem immer größeren Schatten um ihr bleiches, schwindendes Antlitz; es war, als lege sich die Nacht über sie. Sie schien sich langsam aus dem Leben hinauszuschlummern, die schwarzen Augen auf die Gartenpforte gerichtet.
Morten war oft auf Vortragsreisen, zuweilen mehrere Tage hintereinander. Aber wenn er dann endlich durch die Pforte kam, flammte das Leben in ihrem Gesicht auf. Er war der einzige, der die Seele in sie zurückrufen konnte, es war, als verweile sie nur noch um seinetwillen. Sie war nicht mehr launenhaft gegen ihn; wenn ihre Kräfte ausreichten, richtete sie sich auf und warf sich ihm um den Hals. Dann liefen die Tränen still an ihrem kleinen Gesicht herab, und ihre Sehnsucht bekam Luft. Ellen verstand, was in dem Kinde vor sich ging, und machte den anderen ein Zeichen – die beiden sollten Erlaubnis haben, allein zu sein! Dann konnte Morten stundenlang über sie gebeugt sitzen und erzählen, was er erlebt hatte; sie schien nicht müde zu werden, sondern lag da und hörte ihm mit glänzenden Augen zu, die durchsichtige Hand auf seinem Arm. Ein jeder seiner Schritte interessierte sie; zuweilen trat ein eigener Ausdruck in ihre Augen, und sie verbiß sich mißtrauisch auf irgendeine Einzelheit. Sie hatte krankhaft scharfe Sinne, der Geruch von fremden Menschen an ihm machte sie verstimmt und spähend.
»Das arme, arme Kind – sie liebt ihn ja!« sagte Ellen eines Tages zu Pelle und brach plötzlich in Tränen aus. »Und da liegt sie und muß sterben!« Ihr eigenes Glück gab ihr ein so bedrückendes Wissen in bezug auf den Zustand des Kindes.
»Aber liebste Ellen!« sagte Pelle abweisend.
»Meinst du denn, daß ich das nicht sehen kann? Darum ist sie ja immer so sonderbar gegen ihn gewesen. Wie traurig das doch ist!«
Das trübe Schicksal des Kindes warf Schatten! Aber die Sonne wanderte hoch am Himmel und war noch stärker. »Pelle!« sagte Ellen und strich ihm durch das graugesprenkelte Haar – »die hellen Nächte können bald vorüber sein!« – –
Morten beharrte eigensinnig in dem Glauben, daß die kleine Johanne sich schon erholen werde; aber jeder andere konnte deutlich sehen, wohin es führte. Ihr Leben sickerte dahin mit dem schwindenden Sommer. Sie wurde mit jedem Tag sanfter und umgänglicher, der Haß war in ihr erloschen, mit einem müden Lächeln nahm sie all ihre Güte entgegen. Durch ihr geschändetes Wesen hindurch strahlte ein eigenartiger, vom Tode gezeichneter Liebreiz, der sich zu entfalten schien, je mehr sie sich dem Grabe näherte.
Als der Herbst kam, veränderte sich ihr Wesen. Plötzlich, wenn Pelle oder Morten sich ihr näherten, konnte ein Grauen in ihre Augen kommen, und sie öffnete den Mund, um zu schreien; wenn sie sie dann erkannte, barg sie sich an ihrer Brust und weinte trostlos. Sie konnte nicht mehr in den Garten hinauskommen, sondern lag jetzt beständig zu Bett, das Lärmen der Kinder konnte sie nicht ertragen, es regte ihr Gemüt auf und führte sie in die Hintergassen zurück; sie mußten sich den ganzen Tag im Freien aufhalten. Immer häufiger ging das Fieber in Phantasien über, und ihre schwache, ersterbende Stimme wurde wieder rauh und heiser. Sie lag da und kämpfte mit Jungen und mit Strolchen und Zylinderhüten, wehrte sich mit Spottnamen und Schimpfworten und haute wütend nach allen Seiten um sich, bis sie sich schließlich ergab, Branntwein forderte und mit einem harten, trockenen Weinen leise vor sich hin schluchzte. Der alte Brun wagte gar nicht, sich am Bett blicken zu lassen, sie hielt ihn für einen alten Kammerherrn, den die Straßenjungen auf sie gehetzt hatten, und empfing ihn mit rohen Aufforderungen.
Dieser Einblick in das entsetzliche Dasein des Kindes hinter den Holzlagern erschütterte sie alle. Es war, als wenn die Roheit des Lebens dies unschuldige Opfer nicht loslassen wollte, sondern sie gehässig bis in den Tod verfolgte und alle ihre Liebe zunichte machte. Morten hielt sich während der Tage und Nächte, die ihr Todeskampf währte, bei ihr auf, er saß in einer Ecke und starrte; nur wenn sie schlummerte, wagte er sich hervor. Ellen war die einzige, die Kräfte hatte, diesem Jammer entgegenzutreten. Sie war Tag und Nacht um Johanne, bleich und ruhig war sie bemüht, ihr den Tod durch ihre unermüdliche Fürsorge zu erleichtern; wenn das Entsetzliche über Johanne kam, schlang sie die Arme schützend um sie und versuchte, es durch die Liebe einer Mutter zu bezwingen.
Sie war noch nie mit dem Tod in einem Zimmer gewesen, sah ihm aber fest in die Augen. An ihrer Brust litt das Kind aus.
Johannes Tod hatte Morten vollständig gelähmt. Solange wie möglich hatte er sich an dem Glauben festgeklammert, daß ihr Leben zu retten sein müsse – es war sonst so sinnlos ungerecht, und als ihm das Hoffnungslose klar wurde, brach er zusammen. Er unternahm nichts, sondern trieb sich in einem Zustand drückender Schlaffheit herum, sprach nicht und aß kaum. Es war, als habe ihn eine schwere Hand auf den Kopf geschlagen.
Nach dem Begräbnis gingen er und Pelle zusammen zu Fuß nach Hause, während die anderen fuhren. Pelle schritt dahin und sprach von gleichgültigen Dingen, um Mortens Gedanken von dem Kinde abzulenken, der aber hörte gar nicht nach ihm hin.
»Lieber Freund, du willst doch nicht so fortfahren«, sagte Pelle plötzlich und schob seinen Arm unter Mortens. »Nun hast du dem armen Kinde so lange das Geleite gegeben, wie du vermochtest – die Lebenden haben auch Anspruch an dich!«
Morten erhob den Kopf. »Ist es nicht ganz gleichgültig, ob ich ein paar Seiten mehr oder weniger schreibe?« sagte er müde.
»Du hast deine Gabe erhalten, um die Wehrlosen damit zu verteidigen – du hast nicht das Recht, das aufzugeben«, sagte Pelle.
Morten lachte bitter. »Habe ich nicht etwa die Sache der Kinder nach Kräften geführt – bin ich nicht naiv genug gewesen, zu glauben, daß man hier wenigstens nur den Leuten die Augen zu öffnen brauchte, um sie auch beim Herzen zu packen. Und was erreicht man dann? Man vermehrt die sogenannte gute Literatur mit noch einem Bande – wenn's hoch kommt. Die Menschen sind praktische Wesen, man kann sie mit der größten Leichtigkeit dazu bringen, daß sie Theatertränen vergießen; sie mögen gern im Parkett sitzen und mit dem Unglücklichen weinen. Aber wehe ihm, wenn sie ihm auf der Straße wiederbegegnen. Die wärmsten Worte über das Ergreifende in meinen Kinderschilderungen hat mir ein alter Herr gespendet, von dem es sich schließlich herausstellte, daß er kleinen Kindern nachstellte.«
»Aber was dann?« sagte Pelle und starrte ihn entsetzt an.
»Ja, was dann! Willst du mir das sagen? Du hast recht darin, daß ich gleichgültig bin; kann man aber fortfahren, an einem Kampf teilzunehmen, der nicht einmal die Kinder verschont? Erinnerst du dich noch meiner kleinen Schwester Karen, die ins Wasser gehen mußte? – Wie viele tausend Kinder stehen da nicht hinter ihr und Johanne! Man nennt unsere Zeit das Jahrhundert des Kindes – und dabei schreit ja das Blut der Kinder aus der Erde! Und sie sind noch glücklich zu nennen, wenn sie sich aus dem Staube machen können – stell dir vor, wenn Johanne mit ihrem Schicksal weitergelebt hätte! Die Schatten der Kindheit reichen über das ganze Leben!«
»Ja, und ebenso der Sonnenschein der Kindheit!« rief Pelle warm aus. »Gerade darum dürfen wir die Kinder der Armen nicht im Stich lassen. Wir werden Verwendung für eine Generation mit warmen Herzen haben.«
»Ich habe ja ebenso gedacht«, sagte Morten vergrämt. »Weißt du, Pelle – ich habe dies Kind geliebt, das von ganz unten her zu mir kam; sie umschloß für mich das Ganze. Nie ist mir das Elend so grausam klar geworden. Es ward für mich ein schöner Traum – ein törichter Traum – daß sie leben würde. Ich wollte Leben und Glück durch Zärtlichkeit wieder in ihr wachrufen, und dann wollte ich ein Buch über das schreiben, was siegt. Ich weiß nicht, ob du mich versiehst –: über das Elend, das gesund und glücklich wird unter der Sonne des Guten. Sie war ja das Ganze, tiefer hinab kann das Leben wohl nicht geführt werden! Und hast du wohl beachtet, wieviel Leben und Feinheit bei ihr trotz alledem unter dem Kloakenschlamm begraben war? Ich hatte mich darauf gefreut, es hervorzulocken, losgelöst von aller Not und Häßlichkeit – und dann der Welt zu zeigen, daß wir hienieden so schön sind, wenn man uns den Schmutz abschabt. Vielleicht würde es sie gelockt haben, Gerechtigkeit zu üben. So habe ich geträumt, aber es ist ein herbes Los, wenn einem die Unglückliche zur Geliebten ausersehen ist. Meine einzige Liebe ist unwiederbringlich tot, und jetzt kann ich über nichts schreiben, das siegt. Was soll ich da noch?«
»Ich glaube, Victor Hugo sagt irgendwo: Das Herz sei der einzige Vogel, der sein Bauer trägt«, sagte Pelle. »Aber dein Herz weigert sich wohl zuzugreifen, wenn am dringendsten Verwendung dafür ist.«
»Nein,« sagte Morten ein wenig eifriger – »ich werf weiß Gott nicht das Gewehr in den Graben. Aber dies ist ein zu harter Schlag für mich gewesen – wenn ich nur ein wenig mehr von deinem lichten Glauben hätte! Nun, ich muß ja beglückt sein, daß ich dich nur habe.« Er reichte Pelle die Hand mit einem guten Lächeln.
Der Bibliothekar kam ihnen über die Felder entgegen. »Das hat ja lange gedauert mit euch beiden Dioskuren,« sagte er und sah sie aufmerksam an – »Ellen wartet mit dem Essen.«
Die drei Männer gingen über das kahle Stoppelfeld dem Hause zu. »Jetzt ist das Beste vom Sommer vorüber«, sagte Brun, und sah sich mit einem Seufzer um. »Nun hat sich das Rad noch eine Speiche weiter gedreht.«
»Der Tod ist nicht das schlimmste, was einen treffen kann«, entgegnete Morten, der noch in seiner krankhaften Stimmung war.
»So etwas sagt man, solange man jung und wohlhabend ist – und meint es nicht einmal im Ernst. Morgen hat das Leben Sie und Ihren Kummer wieder in seinen Dienst genommen. Aber ich bin nie jung gewesen, ehe ich euch beide kennen lernte, darum zähle ich geizig jede flüchtige Stunde. – Und ich beneide euch, die ihr so schnell gehen könnt«, fügte der Alte lächelnd hinzu.
Sie gingen langsamer hinauf, an der Hecke entlang, dem Hause zu; drinnen aus dem Garten vernahmen sie ein leises Jammern. In einem leeren Beet saß Svend Trost unten in einem Loch, das die beiden Kleinen mit ihren Spaten gegraben hatten; Schwester war im Begriff, Erde auf ihn zu schaufeln, sie reichte ihm schon bis an den Hals. Er leistete keinen Widerstand, sondern wimmerte nur leise, als die Erde anfing, sich seinem Munde zu nähern.
Pelle schlug Lärm und sprang über die Hecke, im selben Augenblick kam Ellen herbeigestürzt. »Da hättest du beinahe Brüderchen ersticken können«, sagte sie entsetzt und nahm den Kleinen zu sich empor.
»Ich pflanz' ihn ja nur ein,« sagte Anna ganz beleidigt, daß man ihr Werk zerstörte, »er wollt' es selbst gern. Und im Frühling kommt er ja wieder in die Höhe!« Die beiden Kinder wollten gern einen kleinen Bruder haben und hatten sich dahin geeinigt, daß sich Svend Trost opfern sollte.
»Auf solche Einfälle müßt ihr nicht wieder kommen,« sagte Ellen still – »einen kleinen Bruder sollt ihr ohnedem schon zum Frühling haben.« Und sie sah Pelle mit einem warmen, beredten Blick an.