Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Gesang der Königin, zum Neujahrstage 1801

Ihro Majestät, die Königin, wünschte im August 1800, daß sie ein
Lied am 1sten Jänner 1801 zu singen haben mögte.
Der Verfasser vernahms und machte dieses

        An diesem Tage wünsch' ich mir
Des Landesvaters Liebe.
Du, neues Jahr! kein Tag in dir
Sey seinem Herzen trübe.

Du bist des neuen Sekulums
Erlebtes neues. Gebe
Doch Gott, daß er Elisiums
Goldzeit in ihm erlebe!

Sein Volk lieb' ihn, wie ich, und sey
Des Vaters Vaterfreude!
Sieht er's, so seh' ers ihm getreu,
So sey's ihm Augenweide.

Geprüfte Tugend und Verstand
Seh' er um seiner Krone,
Seh' ihren schönsten Diamant
In seinem ersten Sohne.

In seinen Söhnen seh' er sich,
In seiner Nachwelt, leben,
In seinen Töchtern seh' er mich
Nach seiner Tugend streben.

Er strebe nicht nach Ruhm und Sieg
Der Helden dieser Erde.
Muß Krieg seyn, dann so führ' er Krieg,
Daß er geendigt werde!

So mach' er, daß kein Kriegesheld
Aus Kriegeslust entstehe;
So mach' er, daß in ihm die Welt
Den Friedensstifter sehe.

Das Recht des Starken ist sein Recht
In seiner großen Seele.
Du Jahr! dem menschlichen Geschlecht
Mehr' er die Mark-Aurele!

Er stifte Gutes väterlich,
Gott laß' es ihm gerathen.
Sein Oheim, droben, freue sich
Der Güte seiner Thaten!

Der Weise freue sich darob,
Träum' ihn in seinen Nächten,
Und alle Welt stimm' in sein Lob,
Und nenn' ihn: den Gerechten!

 


 


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