Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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An die Jugend

        Jugend, mit dem Engelsblicke,
Komm, ach komm zu mir zurücke,
Himmlische Glückseligkeit!
Böses hatt' ich nicht erfahren;
Meine Spielgesellen waren
Armuth und Zufriedenheit.

»Schäferchen« ward ich gerufen,
Eh' ich höher zu den Stufen
Des verschmähten Alters stieg;
Wär' ich Jüngling doch geblieben!
Alle Mädchen durft' ich lieben,
Und bei allen hatt' ich Sieg.

Aber zärtliche Gewalten
Haben nie mich festgehalten;
Freier, als ein Schmetterling,
Flattert' ich, und hin und wieder
Küsst' ich, sang den Musen Lieder,
War ein loses, kleines Ding.

Feind war ich von allen Ketten!
Alle Liebesgötter hätten
Mich zum Sclaven nicht gemacht:
Wären sie mit Pfeil und Bogen
Wider mich in Krieg gezogen;
Als hätt' ich sie ausgelacht!

Tapfer war ich. Meine Tugend
Hatte noch die Kraft der Jugend,
Herkul's Stärke fühlt' ich noch!
Jugend, ach, wie bald verstrichen!
Ach, wohin bist du gewichen?
Ach, zurücke komm mir doch!

 


 


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