Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Das Mädchen vom Lande

    Ein Mädchen vom Lande
Hat so mir den Text
Gelesen, ihr Götter,
Hat so mich behext,
Daß wenn ihr nicht wolltet,
Ihr Götter, wie ich,
So wär' es geschehen,
Ihr Götter, um mich!

Es wollte nicht leiden,
Ihr nahe zu stehn!
Es sagte gar trotzig:
Ich sollte doch gehn!
Es sagte die zornigen
Worte so keck,
Und machte mir Mienen,
Als wär' ich ein Geck!

Ich will ja nichts Böses,
Ihr Götter! Ich will
Das Mädchen vom Lande
Soll seinen Myrtill,
Den zottigen Schäfer,
Vertauschen mit mir;
Ich schicke ja wahrlich
Mich besser zu ihr!

Das Mädchen vom Lande
Hat Augen so schön,
So hab' ich in Städten
Noch keine gesehn!
Das Mädchen vom Lande
Hat Zähne so weiß,
Man darf sie nur sehen,
So wird man schon heiß!

Das Mädchen vom Lande
Hat Sitten so fein,
Es könnte ja wahrlich
Nicht artiger seyn!
Ihr Götter, ich bitt' euch,
Mit Zucht und mit Zier:
Das Mädchen vom Lande
Gebt Keinem, als mir!

 


 


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