Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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An * * *

Als er sagte, daß ich an meinen Gedichten feilen müsse

        Bedenke, lieber Mann, daß unsre Stunden eilen
Wie Blitze, wie der Wind, in's Meer der Ewigkeit;
Wie willst du, lieber Mann, daß ich nichts thu, als feilen
In dieser meiner, ach so kurzen Lebenszeit!

Zwar die Vollkommenheit, die auch den lieben Engeln
Im Himmel Freude macht, erreicht' auch ich sehr gern,
Ich machte, wär' ich Gott, von ihren kleinsten Mängeln
Die Menschen frei, und zwar zuerst die großen Herr'n;
Allein ich bin ja nicht der liebe Gott, deßwegen
Feil' ich, wie manche Feiler pflegen,
An Od' und Lied und Sinngedicht,
Hindurch mein ganzes Leben nicht!

An einem kleinen Fehl' ist ja nicht viel gelegen!
Ein Wieland, ein Horaz, ein Lessing selber bricht
Nicht gleich den Richterstab, verdammt nicht gleich zum Tode,
Wenn er an eines Uz's Lied,
An eines Kleist's Idyll, an eines Ramler's Ode
Mit dem Vergröß'rungsglas' ein Sommerfleckchen sieht!

 


 


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