Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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An die alte Melusine

1749

            Du Weib des armen Ibikus,
Hör auf zu küssen und zu scherzen!
Der Liebe frölicher Genuß
Ist nur für jugendliche Herzen.
Was schwärmst du Nebel in der Schaar
Der Mädchen, die wie Sterne glänzen?
Geh, schicke dich zur Todtenbaar,
Und setze deiner Bosheit Grenzen.

Wie heßlich steht der Schminken Glanz,
Auf deinen runzelvollen Wangen!
Schick uns die Tochter her zum Tanz,
Und laß sie wie die Venus prangen.
Dich ziert der Rosen Purpur nicht,
Dich würd ein Trauerschleyer zieren.
Der Tochter lachendes Gesicht,
Soll unsre Herzen besser rühren.

Sie springe, wie ein junges Reh,
Das von der ersten Liebe glühet
Dem Liebling nach, den von der Höh
Ihr lüstern Aug im Thale siehet.
Sie schlage, mit verliebter Hand,
Die Zitter, die sie dir entrissen,
Und mache, daß von ihr entbrannt,
Selbst Greise dich verschmähen müssen.

 


 


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