Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Der reiche Hirt

1767

            Wolte mich Belinde lieben,
O wie wohl wär ich daran!
Viere, fünfe, sechse, sieben – –
Zwanzig Schafe wend ich an!
Zwanzig? – hundert wolt ich sagen?
Hundert, ja! gäb ich darum!
Ja! Sie selbst solt' ich nur fragen,
Aber immer steh ich stumm!

An den Bach, der durch die Mitte,
Meiner fetten Fluren fleußt,
Trat sie einst, mit sanftem Tritte,
Da erhöhte sich mein Geist!
Da fragt ich: Willst du mich lieben?
Schweigend drehte sie sich um,
Wäre sie nur stehn geblieben,
O was gäb ich nicht darum?

Giebst du deine ganze Heerde
Fragte heute mich Damoet,
Der mit grämlicher Gebärde,
Unter seiner Linde steht!
Ja! die ganze will ich geben
Ja, das schwör ich, morgenfrüh!
Heerd' und Flur, und Lust, und Leben
Alles hab ich, hab ich sie.

 


 


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